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Was ist Adipositas?

Sie sind adipös? Dann sind Sie nicht allein. Im Gegenteil. Allein in den 27 EU-Mitgliedsstaaten leiden drei von fünf Erwachsenen sowie jedes fünfte Schulkind unter Übergewicht und krank machendem Übergewicht – kurz: Adipositas. Die auch als Fettleibigkeit oder Fettsucht bekannte Erkrankung kann auf verschiedene Faktoren zurückgehen: die genetische Veranlagung, den Lebensstil (z.B. Bewegungsmangel, falsche Ernährung), Depressionen, Schlafmangel, Stress und Vielem mehr. Aufgrund ihrer Komplexität und vielfältigen Ursachen stuft die Weltgesundheitsorganisation WHO Adipositas zurecht als chronische Krankheit ein, die das Risiko für Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes drastisch erhöht. Statistiken zufolge müssen adipöse Menschen mit einer deutlich verkürzten Lebenserwartung rechnen. Adipositas ist aber kein in Stein gemeißeltes Schicksal. Zahlreiche Studien belegen die Effektivität individuell zugeschnittener Therapien und Operationen.

Wann ist man adipös?

Eine der gängigsten Maßeinheiten dafür, ob Fettleibigkeit vorliegt oder nicht, ist der Body-Mass-Index (BMI), der wie folgt berechnet wird:

Körpergewicht geteilt durch Körpergröße zum Quadrat (kg/m²)=BMI.

Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO gelten Erwachsene ab einem BMI von über 25 kg/ m² Körpergewicht gilt als übergewichtig, mit einem Wert von über 30 als stark oder auch krankhaft übergewichtig. Ab diesem Gewicht steigt das Risiko für Begleiterkrankungen drastisch an. 

Ein Rechenbeispiel:
Körpergröße: 1,60 m, Körpergewicht: 125 kg.
125 : 1,62 = 48,8 kg/m2

Der BMI liegt also bei 48,8 – somit fällt die Person in die Kategorie Adipositas Grad III, extreme Adipositas. Der WHO zufolge gibt es drei Schweregrade sowie eine Vorstufe der Adipositas. Diese Abstufung ist hilfreich, um die mögliche Gefahr für mögliche Folgeerkrankungen abzuschätzen.

BMI-Grenzwert Schweregrad
25,0 bis 29,9 Übergewicht
30,0 bis 34,9 Adipositas Grad I,moderate Adipositas
35,0 bis 39,9 Adipositas Grad II,starke Adipositas
> 40,0 Adipositas Grad III,extreme Adipositas

 

Weitere Messgrößen für Übergewicht

Der BMI ist zwar ein weit verbreiteter Indikator, gilt aber als umstritten, da er nur das reine Gewicht in den Blick nimmt. Menschen mit einem hohen Muskelanteil beispielsweise weisen meist Werte oberhalb des Normalbereichs auf. Der Grund: Muskelmasse wiegt schwerer als Fett. Bodybuilder also sprengen den Rahmen, leben aber nicht zwingend ungesund.

Ein weiteres Messwerkzeug für Sie und auch uns als Ärzte bilden der Bauchumfang: Liegt er bei Männern bei über 94 cm und bei Frauen über 80 cm, gibt es ein erhöhtes Risiko für Begleiterkrankungen von Übergewicht.

Auch das EOSS (Edmonton Obesity Staging System) kann helfen, den Schweregrad der Adipositas richtig abzuschätzen und die richtige Therapie zu finden.

Stufe 0 Gesunder Adipöser ohne Risikofaktoren, Symptome und veränderte Blutwerte
Hier empfiehlt sich eine konservative Therapie, also eine Beratung zu Ernährung- und Lebensgewohnheiten.
Stufe 1 Leichte Beeinträchtigungen, die mit Risikofaktoren einhergehen ohne besondere Relevanz.
Auch hier sollte eine konservative Therapie erfolgen, die auf Anpassungen der Ernährungs- und Lebensweise abzielt.
Stufe 2 Ab dieser Stufe verursacht das Übergewicht bereits Begleiterkrankungen, sodass eine Therapie erfolgen sollte. Auch eine Operation kommt hier infrage.
Stufe 3 In diesem Stadium liegen bereits Organschäden vor, die eine Therapie absolut ratsam machen. Falls die Begleiterkrankungen und die damit verbundenen Gesundheitsrisiken schon fortgeschrittener sind, sollte eine Operation in Erwägung gezogen werden.
Stufe 4 Hier liegen bereits weit fortgeschrittene Schädigungen der Organsysteme vor. Es sollte eine aggressive Therapie der Adipositas erfolgen, kombiniert mit einer reinen Milderung des Leidens – zum Beispiel durch eine wirksame Schmerztherapie.

 


Was sind die Folgen von Adipositas?

Adipositas ist nicht nur ein ästhetisches, sondern vor allem ein medizinisches Problem. Schließlich können die gesundheitlichen Folgen der Fettleibigkeit genauso vielfältig sein wie die Ursachen. Eine über Jahre hinweg nicht-behandelte Fettleibigkeit führt fast unweigerlich zu Folgeerkrankungen. Die Anfangszeit ist häufig geprägt von Gelenkbeschwerden, die auf Dauer zu einer frühzeitigen Abnutzung und chronischen Schmerzen führen können. Auch ein erhöhter Blutdruck geht oft Hand in Hand mit Adipositas. Zudem gilt Adipositas als Hauptrisikofaktor für Typ-2-Diabetes, weil Betroffene unzureichend auf das Hormon Insulin reagieren. Die Zuckerkrankheit kann bei Übergewicht schon in jungen Jahren auftreten und Nerven-, Nieren- und Augenschäden sowie Gefäßverkalkungen begünstigen.Bleibt der Diabetes zu lange unbehandelt, kann er eine Dialysepflicht nach sich ziehen, also regelmäßige und strapaziöse Blutreinigungsverfahren. Viele adipöse Menschen klagen zudem über Luftnot oder Atemaussetzer (Schlaf-Apnoe-Syndrom), weil ihr Körper mehr Masse bewegt, die er mit Sauerstoff versorgen muss.

Neben den körperlichen Folgen tragen viele Betroffene auch psychische Schäden davon. Adipöse Menschen sehen sich oft Vorurteilen gegenüber, weil ihnen fälschlicherweise die Schuld an der Krankheit in die Schuhe geschoben wird. Erkrankte werden oft als bequem, verfressen und willensschwach abgestempelt, weil sie vermeintlichen Schönheitsidealen nicht entsprechen. Diese Stigmatisierungen und Ausgrenzungen münden für die Betroffenen nicht selten in hohen psychischen Belastungen bis hin zu Depressionen. Und selbst in einigen medizinischen Bereichen wird Adipositas abgetan und noch nicht als chronische Erkrankung anerkannt. Umso wichtiger ist es, professionelle und kompetente ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, wo man auf Verständnis trifft.