Vor 175 Jahren hat er seinen Mitbürgern das Josephs-Hospital geschenkt: Franz-Joseph Zumloh. Bis heute basiert die tägliche Arbeit auf den christlich-bürgerlichen Werten des Stifters. Wir haben den Tuchhändler a.D. um ein Exklusivinterview gebeten und mit ihm über die Anfangszeiten, Ansprüche und Entwicklungen im JHW gesprochen.*
Sehr geehrter Herr Zumloh, mit den Worten „Immer der Zeit voraus!“ haben Sie das Josephs-Hospital vor 175 Jahren eröffnet. Wie dürfen wir dieses Zitat verstehen?
❱ „Immer der Zeit voraus“ ist die Grundmaxime, die unser Haus von Beginn an geprägt hat. Mit dem Bau des Josephs-Hospitals wollte ich die medizinische Versorgung in unserer ländlichen Region nachhaltig und maßgeblich verbessern. Es war die erste Einrichtung zwischen Münster und Bielefeld, die sich ausschließlich der Pflege und Heilung erkrankter Menschen verschrieben hatte. Medizin und Pflege erzielten große Fortschritte im 19. Jahrhundert – dieser Entwicklung wollten wir Rechnung tragen.
53.000 Taler haben Sie in den Aufbau der Klinik gesteckt. Eine Summe, die heute etwa 30 Millionen Euro entsprechen dürfte. Was hat Sie bewogen, nahezu Ihr gesamtes Vermögen zu stiften?
❱ Fortschrittsglaube und Pflichtgefühl. Ich stamme aus einer wohlhabenden Warendorfer Kaufmannsfamilie und habe es als Tuchhändler zu erheblichem Reichtum gebracht. Dieses große Lebensglück wollte ich teilen und den Bürgern zurückgeben. Ich entschied mich daher, mein Vermögen zum Wohle und zur Gesundheit meiner Mitmenschen einzusetzen. Die 53.000 Taler ermöglichten der Klinik einen sorgenfreien Start und größtmögliche Eigenständigkeit.
Franz-Joseph Zumloh
Können Sie das Erfolgsrezept des Josephs-Hospitals erklären?
❱ Es war schon immer die Kombination aus medizinischer und wirtschaftlicher Stärken. Dank des finanziellen Polsters und weiterer großzügiger Spenden aus meinem Bekanntenkreis ist es uns in den ersten Jahren gelungen, arme Mitbürger kostenlos behandeln zu können. Wir investierten zudem kräftig in Entwicklung und Forschung. Einer meiner größten Erfolge war es, zwei fortschrittliche und renommierte Ärzte nach Warendorf zu locken. Der medizinische und pflegerische Standard war einmalig für die Region.
Wenn Sie auf die vergangenen 175 Jahre zurückblicken: Wie beurteilen Sie die Entwicklung des JHW?
❱ Vor 175 Jahren hätte ich mir natürlich niemals ausmalen können, welch rasante Entwicklung Medizin und Technik nehmen. Das JHW hat dabei immer versucht, „der Zeit voraus zu sein“. Sicher hat es auch Jahre gegeben, in denen es den Verantwortlichen schwerfiel, meiner Grundmaxime treu zu bleiben. Aber diese Zeiten sind längst überwunden. Darüber bin ich sehr froh!
Sie scheinen Ihre Nachfolger auf einem guten Weg zu sehen.
❱ Das Josephs-Hospital entwickelt sich hervorragend. Medizin und Pflege befinden sich auf dem neuesten Stand. Die Forschung wird weiter vorangetrieben. Wir ermöglichen den Patienten optimale Versorgung. Ich bin stolz auf unsere engagierten und hoch motivierten Mitarbeiter, die seit 175 Jahren tagtäglich im Dienst am Patienten stehen.
Gibt es etwas, was Sie den Bürgern zum Abschied noch mit auf den Weg geben wollen?
❱ Ich möchte mich im Namen aller „Josephianer“ für das Vertrauen bedanken, das Sie dem JHW in den vergangenen 175 Jahren entgegengebracht haben und hoffe, dass Sie uns weiter als „Ihre“ Gesundheitseinrichtung wertschätzen und unterstützen. Ich wünsche Ihnen allen Gottes Segen!
*Geschichte erleben
Falls Sie sich wundern: Franz-Joseph Zumloh (1764-1854) konnten wir natürlich nicht persönlich sprechen. Wir bedanken uns herzlich bei Kurator Rainer Budde, der fürs Interview in die Rolle des Stifters geschlüpft ist.