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Schritt für Schritt zum Ziel

Mohammad lehnt seinen Rücken ans Polster der Beinpresse. Seine Füße positioniert er in Hüftbreite. Er löst die Sicherung, atmet aus – und drückt die Fußplatte über die Fersen nach oben. „Super, toll gemacht!“, ruft ihm Physiotherapeutin Anja Liddell zu. Vor wenigen Monaten noch wären solche Übungen für Mohammad nicht zu schaffen gewesen.

„Mohammad kam mit einer Osteomyelitis, einer Knochenentzündung in der Oberschenkel- und Beckenregion, ins Josephs-Hospital“, erzählt Dr. Timm Schlummer, Chefarzt der Orthopädie, Hand- und Unfallchirurgie im JHW. Die Verletzungen hatte sich der achtjährige Junge in Afghanistan zugezogen. Im Februar kam er über die Oberhausener Kinderhilfsorganisation Friedensdorf International nach Deutschland – und zur Behandlung ins Josephs-Hospital nach Warendorf. Seit vielen Jahren bereits arbeiten das Friedensdorf und das JHW eng zusammen, um Kindern in Not zu helfen. „Mohammads Frakturen waren sehr kompliziert. Wäre er in Afghanistan geblieben, hätte sein Bein wahrscheinlich amputiert werden müssen“, erklärt Dr. Schlummer. Um die Knochen wiederherzustellen, setzten die Chirurgen Mohammad einen sogenannten „Fixateur externe“ ein: Diese Haltevorrichtung wird speziell bei schweren offenen Knochenbrüchen genutzt, um die Fragmente zu stabilisieren und Infektionen zu vermeiden. Über mehrere kleine Hautschnitte erhielten Dr. Schlummer und seine Kollegen Zugang zum Knochen. Durch eine OP wurde der Fixateur mit dem Knochen verbunden, um ihn zu stützen. Die OP verlief erfolgreich – trotzdem saß Mohammad erst einmal im Rollstuhl. Das Bein durfte in der ersten Zeit nicht belastet werden. Dr. Schlummer führte regelmäßige Röntgenkontrollen durch, um zu sehen, ob alles richtig verheilt. Einige Zeit nach der OP konnte der Achtjährige beginnen, sich an die ersten Physiotherapieübungen heranzutasten. Die ersten Erfolge stellten sich schnell ein und seine Beinmuskulatur wurde immer kräftiger. Bald schon ging er Schritt für Schritt über die Station. Zuerst mit Krücken, dann mit tatkräftiger Unterstützung – am Ende war er sogar stark genug, um an der Beinpresse zu trainieren. Mohammad ist gesund.

Seit Ende Juli ist Mohammad wieder zurück im Friedensdorf in Oberhausen. Seine fröhliche und unbeschwerte Art ist dem Personal in positiver Erinnerung geblieben: „Als er zu uns in die Klinik kam, war an diese Erfolge nicht zu denken. Das ist einfach toll! Wir wünschen Mohammad nur das Beste für seine Zukunft“, freut sich 
Dr. Timm Schlummer. 

Das Friedensdorf Oberhausen

Seit 1967 finden kranke und kriegsverletzte Kinder aus Krisengebieten im Friedensdorf Hilfe – und die Hoffnung auf ein besseres Leben. Der Verein aus Oberhausen organisiert Flüge, freiwillige Helfer und Krankenhäuser, die Verletzungen operieren und versorgen. Finanziert wird das Friedensdorf durch Spenden.

Homepage: www.friedensdorf.de


Ausgabe Nr. 3 | 2018

Themen:
Patientengeschichten