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Herzenssache

Ein Tag in der Kardiologie

Bei Herzproblemen zählt häufig jede Minute. Die Kardiologie des Josephs-Hospitals bietet die bestmögliche Versorgung von Herzerkrankungen in der Region – und behandelt etwa 3.300 stationäre und 1.500 ambulante Fälle jährlich. Wir durften Dr. Matthias Grude, Oberarzt in der Kardiologie des Josephs-Hospitals, einen Tag lang bei der Arbeit begleiten.

08:02 Uhr

Die Stimmung ist konzentriert, aber nicht angespannt: Frühbesprechung in der Kardiologie und Inneren Medizin – morgendliche Routine. Chefärzte, Oberärzte, Stationsärzte und Medizinstudenten besprechen die Befunde der neu aufgenommenen Patienten aus der Nacht.

08:17 Uhr

Auf den Stationen der Kardiologie liegen heute 48 Patienten. Chefarzt Dr. Thomas Dorsel (links) sowie die Oberärzte Dr. Matthias Grude (zweiter von links), Dr. Norbert Wistorf  (zweiter von rechts) und Dr. Lars Brockötter (rechts) gehen die Tagesplanung durch und besprechen, wer von ihnen für welche Patienten zuständig ist und wer welche Untersuchungen durchführt. Dann steht die Visite auf den Stationen an.

08:48 Uhr

„Sie schildern uns Beschwerden, die auf eine Durchblutungsstörung des Herzmuskels hinweisen könnten. Als nächsten Schritt führen wir bei Ihnen eine Ultraschalluntersuchung des Herzens durch.“ 16 Patienten insgesamt in der Kardiologie stattet Dr. Matthias Grude heute einen Besuch ab, um sie über Befunde, Untersuchungen und Behandlungsmöglichkeiten aufzuklären.

09:19 Uhr

Sein Herz pocht, als wolle es heraushüpfen. Es schlägt nicht regelmäßig, mal schwach, mal stark und insgesamt viel zu schnell. Der Patient hat Vorhofflimmern. „Der stark beschleunigte Herzschlag – statt der normalen 60 bis 80 Schläge in der Minute können es bis zu 200 Herzschläge sein – führt beim Patienten unter anderem zu Schwindel oder Luftnot. Besonders problematisch ist, dass Vorhofflimmern einen Schlaganfall auslösen kann", erklärt Dr. Grude. Um dies zu verhindern, bekommt der Patient zuerst blutverdünnende Medikamente. Anschließend wird – ebenfalls medikamentös – der Herzschlag normalisiert. Zusätzlich ist oft auch eine Kardioversion notwendig – ein Elektroschock, der das Herz wieder in den richtigen Rhythmus bringen soll. Dazu werden handtellergroße Elektroden auf die Brust und den Rücken geklebt. Zehn Minuten später wacht er aus der Kurznarkose auf – und hört die Stimme der Krankenschwester: „Wir haben gute Nachrichten für Sie: Es hat alles geklappt. Ihr Herz schlägt wieder im richtigen Takt!“

11:01 Uhr

So schlimm wie gestern war es noch nie. Es habe sich angefühlt, als würde ein schwerer Stein auf seinem Brustkorb liegen, sagt Günter Lehmann*. Die Voruntersuchung ergab: Herzinfarkt. „Wir müssen eine Herzkatheteruntersuchung durchführen“, erklärt Dr. Grude. Diese sogenannte Koronarangiographie zeigt an, ob die Herzkranzgefäße frei, verengt oder sogar verschlossen sind.

Günter Lehmann kann während des Eingriffs bei vollem Bewusstsein bleiben. Bis auf den Kopf ist sein Körper mit sterilen Tüchern abgedeckt, der Arm wird desinfiziert und anschließend punktiert. Vom Handgelenk aus schiebt der Kardiologe einen biegsamen Katheterschlauch vorsichtig zum Herzen. Um die Herzkranzgefäße sichtbar zu machen, wird ein Kontrastmittel verwendet. Mit einem winzigen Ballon an der Katheterspitze wird das verengte Gefäß aufgedehnt. Anschließend setzt der Oberarzt noch eine kleine Gefäßstütze (Stent), die den verengten Bereich dauerhaft offenhält. „Der moderne Zugang über den Arm ist weniger riskant als der traditionelle über die Leiste. Außerdem können sich die Patienten nach der Untersuchung so auch schneller wieder bewegen", erklärt Dr. Matthias Grude die Vorgehensweise im JHW. Die Konsequenz des circa halbstündigen Eingriffs: Der Patient ist beschwerdefrei, ein weiteres Absterben von Herzmuskelzellen konnte verhindert werden.

Bis zu zehn Herzkatheter-Untersuchungen führen Dr. Matthias Grude und seine Kollegen Tag für Tag durch. Bei rund einem Drittel dieser Untersuchungen handelt es sich um Notfälle, also leichte bis schwere Herzinfarkte, die rund um die Uhr direkt behandelt werden können.

13:35 Uhr

Moderne Ausstattung: Heute ist der erste Tag für die neue Telemetrieanlage im JHW. Monitore im Schwestern- und Arztzimmer sowie sechs mobile Überwachungsmodule ermöglichen eine drahtlose Anbindung der betroffenen Patienten ans zentrale Alarmsystem. „Im Falle eines Herzstillstandes oder Kammerflimmerns wird die Alarmkette aktiviert. Das hat den Vorteil für die Patienten, dass sie sich frei auf der Station bewegen und trotzdem zuverlässig überwacht werden können.“ Ein Experte der Herstellerfirma weist alle betroffenen Mitarbeiter in die neue Technik ein.

14:41 Uhr

Er ist klein, aus Edelstahl und ist ab jetzt eine Art eingebauter Notarzt für Martin Vollmer*. Der 42-jährige Familienvater zeigt auf seine linke Brustkorbseite. Dort, direkt unter der Haut, sitzt er: ein sogenannter implantierbarer Cardioverter Defibrillator (ICD). Das Mini-Elektroschockgerät überwacht den Herzrhythmus und gibt bei Bedarf Elektroschocks ab, um beim Auftreten von lebensbedrohlichen Rhythmusstörungen den normalen Herzrhythmus wiederherzustellen.  

„Herr Vollmer kam nach einer erfolgreichen Wiederbelebung durch den Rettungsdienst in unsere Notaufnahme. Ursache war ein Kammerflimmern. Das implantierte ICD-System wird ein zukünftiges Auftreten des Kammerflimmerns direkt beenden“, erklärt Dr. Matthias Grude. Gemeinsam mit den Kollegen aus der Allgemein- und Gefäßchirurgie hat er dem Patienten den „Defi“ eingesetzt. „Bei diesem modernen subkutanen ICD-System werden keine Elektroden im Herzen benötigt. Martin Vollmer zeigt sich nach der Operation erleichtert: „Ich bin froh, jetzt wieder etwas unbeschwerter leben zu können. Dafür bin ich dem Team der Kardiologie sehr dankbar.“

Anzeichen für einen Herzinfarkt

» Akut auftretende, anhaltende Schmerzen/Engegefühl hinter dem Brustbein und auf der linken Brustseite, teilweise mit  Ausstrahlung in den linken Arm

» kalter Schweiß, Blässe, Übelkeit, Atemnot, Unruhe und Angst Neben diesen typischen Anzeichen gibt es weitere Symptome, die ebenfalls auf einen Herzinfarkt hindeuten können:

» in den Hals, den Kiefer, den Rücken, den Oberbauch oder den rechten Arm ausstrahlende Schmerzen

Bei jedem Verdacht auf einen Herzinfarkt gilt: Wählen Sie den Notruf 112!

16:22 Uhr

Blutspenden sind heute wichtiger denn je. Besonders Krankenhäuser mit chirurgischen Abteilungen benötigen regelmäßig Blutkonserven. In einer klinikinternen Fortbildung werden alle Ärzte auf den neuesten Stand in der Transfusionsmedizin gebracht.

17:47 Uhr

Der Arbeitstag endet dort, wo er vor etwa zehn Stunden begonnen hat: im Büro. Arztbriefe oder Dienstpläne zu bearbeiten gehört natürlich auch zum Job von Dr. Matthias Grude. Ansonsten aber gleicht kein Arbeitstag dem andern. „Wir beschäftigen uns jeden Tag mit den unterschiedlichsten Facetten der Kardiologie. Ich würde den Beruf jederzeit wieder ergreifen.  

Das Herz-Notfall-Handy

Laut Angaben der Deutschen Herzstiftung gibt es in Deutschland rund 300.000 Herzinfarkte im Jahr. Entscheidend für die Überlebenschancen ist, wie schnell das verengte oder verschlossene Herzkranzgefäß mit einem Herzkathetereingriff behandelt werden kann. Über ein Notfall-Handy ist die Kardiologie des Josephs-Hospitals rund um die Uhr für alle Rettungsdienste und Ärzte aus der Region erreichbar. Ein schneller Transport in die nächstgelegene kardiologische Klinik mit Herzkatheterlabor ist enorm wichtig, denn: Bei einem Herzinfarkt zählt jede Minute!


Ausgabe Nr. 3 | 2018

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