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„Ein Gewinn für die Menschen in der Region“

Viele Patienten haben bereits von JO.MED gehört oder waren schon mal zur Behandlung im MVZ. Doch wie ein Medizinisches Versorgungszentrum funktioniert und wo die Unterschiede zur klassischen Arztpraxis liegen, wissen nur wenige. Die Geschäftsführer Michael Grüter und Peter Goerdeler sprechen mit uns über die Hintergründe, die Weiterentwicklung und darüber, was JO.MED von anderen MVZ unterscheidet.

Entwickeln das MVZ weiter: die Geschäftsführer Peter Goerdeler und Michael Grüter (v. l.)

Herr Grüter, die Entwicklung des MVZ hat in den letzten Monaten kräftig an Fahrt aufgenommen. Können Sie uns etwas darüber und über den aktuellen Stand des JO.MED erzählen?
Michael Grüter (MG): Unser MVZ ist 2011 in Versmold, unserer Hauptbetriebsstätte, entstanden. In den Anfangsjahren lag der Fokus jedoch voll auf der Weiterentwicklung des Krankenhauses. 2019 haben wir schließlich die chirurgische Praxis in Rheda-Wiedenbrück dazubekommen, bevor 2021 eine größerer Zuwachs in den Bereichen Kardiologie und Gynäkologie angestoßen wurde. Inklusive der geplanten Erweiterung Anfang 2024 zählen wir heute 14 Kassenarztsitze und zwei ergänzende therapeutische Bereiche.

Was möchte das Josephs-Hospital mit dem Betrieb und Ausbau seines MVZ erreichen?
Peter Goerdeler (PG): Durch den anhaltenden Ärztemangel ist es für Praxisinhaber schwierig, Nachfolger zu finden. Häufig droht die Schließung der Praxen. Das Problem ist in der Allgemeinmedizin noch vorherrschender als im Facharztbereich. Mithilfe des MVZ und der Übernahme der Arztpraxen konnten wir viele ambulante Praxisstandorte erhalten. Das ist unser größter Ansporn und ein Gewinn für die Patienten in der Region.

Warum verbessert ein MVZ die Chancen, dass Standorte erhalten bleiben?
(PG:) Der große Vorteil dieses Modells ist, dass Ärzte als Angestellte im ambulanten Bereich tätig sein können. Zuvor war das nur auf selbstständiger Basis möglich. Auch Arbeitszeitmodelle können flexibler gestaltet werden. Das verbessert die Ausgangslage bei der Personalsuche enorm.

❱ (MG:) Gerade für junge Mediziner, die das unternehmerische Risiko scheuen, ist das ein Vorteil. Wir im MVZ stehen in der Gesamtverantwortung, auch bei Investitionen in die Praxisausstattung.

Wie ändert sich der Alltag für Ärzte und Personal in einem Medizinischen Versorgungszentrum?
(MG:) Angestellte Ärzte können sich rein auf die Behandlung ihrer Patienten konzentrieren. Sie haben nicht die Verpflichtungen eines Praxisinhabers, z. B. für das nichtärztliche Personal oder Abrechnungen. Wir kümmern uns um die Finanzbuchhaltung, um die IT, um alle verwaltungstechnischen Aufgaben, die wir hier im Krankenhaus zentralisieren.

(PG:) Im Idealfall sollte sich personell nichts ändern. In der Regel handelt es sich um gut funktionierende Einheiten, die genauso weitergeführt werden. Insbesondere das nichtärztliche Personal profitiert natürlich von den Fort- und Weiterbildungsangeboten und kann die Vorteile in Anspruch nehmen, die das JHW seinen Mitarbeitern bietet.

Und was ändert sich für Patienten?
(MG:) Bei einer Übernahme bleibt in der Versorgung alles beim Alten. Die Ärzte sind in ihrer medizinischen Entscheidung genauso unabhängig wie die, die ihre Praxis in Eigenregie führen. Patienten können aber von der engen Verzahnung zum JHW profitieren, z. B. vom erweiterten Wissensund Therapienetzwerk und gut eingespielten Abläufen.

(PG:) Wir unterscheiden selbstverständlich nicht zwischen „eigenen“ Ärzten und selbstständig geführten Praxen, mit denen wir genauso eng kooperieren. Wir sind sehr glücklich über die vertraute und sehr gute Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten im Umkreis, insbesondere mit dem Praxisnetz Warendorf. Unser MVZ steht nicht in Konkurrenz zu den anderen Arztpraxen, sondern ergänzt diese da, wo sich keine Nachfolge findet.

Das JO.MED ist eine hundertprozentige Tochter der Stiftung Josephs-Hospital Warendorf. Grenzen Sie sich damit von anderen MVZ ab?
(PG:) Absolut. Medizinische Versorgungszentren stehen oftmals in der Kritik, sie seien renditegetrieben und lägen in den Händen privater Investoren. Davon unterscheiden wir uns deutlich: Wir sind eine gemeinnützige Gesellschaft. Wir achten sehr auf die Kontinuität bei den Mitarbeitern und darauf, dass unsere Praxen weiterlaufen und wirtschaften wie zuvor.


Ausgabe Nr. 3 | 2023

Themen:
Interviews