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Was ist ein Beatmungsgerät?

Wir atmen ein, wir atmen aus. Klingt einfach, oder? Normalerweise atmen wir, ohne darüber nachzudenken. Unser Körper erledigt diese Aufgabe automatisch. Versagt aber die Atmung, braucht es medizinische Hilfe, im schlimmsten Fall sogar moderne Beatmungsgeräte, um die Organe mit Sauerstoff zu versorgen – und das Leben der Patienten zu retten.

Auf Essen und Trinken können wir tagelang verzichten, ohne Sauerstoff aber halten wir nur wenige Minuten durch. Bis zu 20.000 Mal am Tag bewegt sich die Lunge, um das Lebenselixier in die Blutbahn zu pumpen. Bei Menschen mit schweren Lungen- und Atemwegserkrankungen wie Asthma, COPD oder Covid-19 kann dieser lebenswichtige Atemfluss ins Stocken geraten. „Glücklicherweise bietet die moderne Medizin heute ein breites Spektrum an Möglichkeiten, dieser Atemnot zu begegnen“, sagt Dr. Alexander Reich, Chefarzt der Abteilung für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie im JHW.

In weniger schweren Fällen kann es reichen, die Atemluft über eine Maske mit frischem Sauerstoff anzureichern. Manche Patienten sind aufgrund ihrer Erkrankungen allerdings so geschwächt, dass die Atmung wie eine unüberwindbare Hürde erscheint und sie komplett künstlich bewältigt werden muss. Spätestens jetzt schlägt die Stunde der Intensivmedizin – und es kommt zu einer sogenannten Intubation: Hierbei wird in Narkose ein Beatmungsschlauch durch den Mund in die Luftröhre gelegt. Dann wird ein Beatmungsgerät an diesen Schlauch angeschlossen und der Patient künstlich beatmet. „Ohne die lückenlose Überwachung einer Vielzahl von Körperfunktionen wäre eine solche Beatmung nicht möglich“, erklärt Dr. Reich. Was auf den ersten Blick irritierend wirken mag – die Schläuche, die Kabel, die aufleuchtenden Messwerte –, all das dient dazu, in dieser hochkomplexen medizinischen Situation ein Höchstmaß an Sicherheit zu schaffen. Über Infusionsschläuche werden den Patienten notwendige Medikamente verabreicht, hochpräzise und mit konstanten Flussraten. Die Messwerte auf dem Monitor geben zu jedem Zeitpunkt einen Überblick über die aktuelle Kreislaufsituation. Das Beatmungsgerät zeigt für jeden Atemzug eine Vielzahl von Werten an, die helfen, die Beatmung optimal auf den Patienten abzustimmen – und sie schließlich, wenn sich die Lunge erholt, schrittweise wieder zurückzunehmen. Dieser Prozess kann Stunden, Tage, aber im Einzelfall auch Wochen dauern.

„Moderne Beatmungsgeräte passen den Beatmungsdruck und das Gasgemisch individuell an“, sagt Dr. Reich. „Die größte Kunst der Intensivmedizin ist nicht, einen Patienten zu beatmen – 
die größte Kunst ist, die Beatmung mit der Zeit entbehrlich werden zu lassen.“


Ausgabe Nr. 2 | 2020

Themen:
Serie Fachbegriffe erklärt

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Anästhesiologie,
Intensivmedizin und
Schmerztherapie

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