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Zurück im Alltag

Nach der Diagnose Darmkrebs hat Marlies Haverkamp die Zukunft wieder fest im Blick.

„Wo bleibt denn die Marlies?“ Auf Feiern und geselligen Runden ist Marlies Haverkamp ein gern gesehener Gast gewesen. „Unter Freunden galt ich als die, die immer für gute Stimmung sorgte“, blickt die 67-Jährige zurück. Ein Rückblick, für den man allerdings nicht sehr lange in die Vergangenheit gehen muss – Anfang 2015 ist die Welt für Marlies und ihren Mann Manfred noch in Ordnung. In einer Februarnacht gerät diese empfindlich aus der Bahn: „Ich wachte mit so unerträglich starken Unterleibsschmerzen auf, dass ich meinen Mann bat, mich ins Krankenhaus zu fahren.“ Manfred Haverkamp erkannte die akute Situation: Wegen starker Angstgefühle meidet seine Frau von Kindheit an Krankenhäuser. „Als sie mir das sagte, wusste ich: Es ist etwas Schlimmes.“ In dieser Nacht trat der Darmkrebs in ihr Leben.

Ein langer Weg beginnt

Bereits im Dezember 2014 klagte Marlies Haverkamp über Magendarm-Probleme. Zunächst dachte sie an einen Reizdarm oder eine Lactoseempfindlichkeit, besorgte sich aus Apotheken Medikamente. Ihr Hausarzt riet ihr zu einer Magenspiegelung. Ihre innere Unruhe, dass es etwas Ernstes sein könnte, schob die Empfehlung aber auf: „Es war auszuhalten.“ Bis zu dem Zeitpunkt, als sie sich in der Notaufnahme des Josephs-Hospitals wiederfand. „So schlechte Blutwerte hatten wir hier seit Langem nicht mehr“, sagte ihr die Ärztin. Eine Woche lang bekam sie auf der Station Infusionen mit Schmerzmitteln – an eine Spiegelung war wegen der akuten Darmentzündung nicht zu denken. Einige Zeit später erhielt Marlies Haverkamp die Diagnose: Ein bösartiger Tumor machte sich in ihrem Darm breit. „Ich hatte eine solche Angst, wir wussten doch gar nicht, was auf uns zukommt“, erklärt sie die Gefühlswelten der Haverkamps zu diesem Zeitpunkt. Umso dankbarer waren sie, als sich der behandelnde Arzt, Prof. Christoph Seiler – Leiter des Darmzentrums Warendorf und Chefarzt der Abteilung Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie – viel Zeit für sie nahm. „Er klärte uns detailliert über den Behandlungsablauf auf und versuchte uns die Ängste zu nehmen“, erinnert sich Manfred Haverkamp.

Vor dem operativen Eingriff machte die Mutter von zwei Kindern eine mehrwöchige Strahlentherapie, ergänzt durch eine niedrig dosierte Chemotherapie. Das sollte den Tumor dazu bringen, sich zu verkleinern. Marlies Haverkamp musste dafür täglich ins Krankenhaus. Übelkeit, Appetitlosigkeit, Durchfall: „Die Therapie ist mir nicht gut bekommen, aber im Nachhinein bin ich froh, dass ich es durchgestanden habe.“ Einige Monate danach folgte die siebenstündige Operation, in der Prof. Seiler den Tumor vollständig entfernte. Dank des minimalinvasiven Eingriffs musste für die OP nicht einmal die Bauchdecke aufgeschnitten werden. „Ich habe nur zwei kleine Löcher als Narbe, weiß gar nicht, wie die das geschafft haben“, zeigt sich die Patientin dankbar.

Nach der Diagnose Darmkrebs spürte Marlies Haverkamp existenzielle Angst – mittlerweile hat sie die Krankheit überwunden und wieder Lebensmut gefasst.

„Ich empfand das Miteinander als sehr menschlich und liebevoll.“


 

Marlies Haverkamp (Bildmitte) und ihr Mann Manfred (Zweiter v. l.) spürten, dass das Pflegepersonal im Josephs-Hospital um Stomatherapeutin Beate Wessel, Sozialarbeiterin Daniela Schultze-Zumloh und Stationsleiter Gregor Kutzkamp (v. l.) mit Leib und Seele für die Patienten da ist.

Pflegepersonal mit Herz

Als genauso zufriedenstellend empfand sie die Zeit nach der Operation im Josephs-Hospital: „Auf der Pflegestation nahmen alle sehr viel Rücksicht, weil ich doch eine solche Bangebuchse bin“, lächelt die gebürtige Ummelnerin. Das Pflegepersonal achtete immer darauf, dass der Schmerztropf optimal eingestellt war, sie wurde über die Wirkung von Tabletten aufgeklärt, und über kleine Aufmerksamkeiten, wie „das Töpfchen mit dem Schwämmchen gegen meinen trockenen Mund“ oder den gewünschten Fensterplatz, freute sie sich besonders. „Ich empfand das Miteinander als sehr menschlich und liebevoll“, ein klein wenig habe ihr das Personal sogar die Angst vor einem Krankenhaus genommen. Besonders bei einem Thema fühlte sie sich im Warendorfer Klinikum gut aufgehoben: Seit der OP hat Marlies Haverkamp einen künstlichen Darmausgang – ein Stoma –, um das Verdauungsorgan zu schonen. Ob dieser rückoperiert werden kann, ist noch offen. Umso wichtiger sei es, gleich nach dem Eingriff mit der Stomatherapie zu beginnen, erklärt  Beate Wessel, Leiterin der supportiven Dienste im Darmzentrum Warendorf (siehe Kasten). „Ziel ist es, dass die Patienten schnell den selbstständigen Umgang mit den austauschbaren Beuteln beherrschen. Deswegen üben wir jeden Tag die Stoma-Versorgung.“ Richtig abgefunden hat sich Marlies Haverkamp zwar noch nicht mit dem Stoma, „aber mir ist ein Seitenausgang lieber, als inkontinent zu sein.“

Wochen nach der OP geht es ihr jeden Tag ein bisschen besser: „Ich bin noch etwas schlapp, fühle mich aber richtig gut.“ Als prophylaktische Vorsichtsmaßnahme zieht sie noch bis Ende des Jahres eine weitere Chemo in Tablettenform durch. „Professor Seiler sagte mir, dass ich das Wort ‚Krebs‘ mal vergessen soll.“ Mittlerweile spürt sie auch wieder den Drang unter Menschen zu gehen. Nächstes Jahr wollen sie und ihr Mann mit ihrem Boot eine mehrwöchige Tour durch die kroatische Adria unternehmen. Marlies Haverkamp hat Fahrtwind aufgenommen, die Alte zu werden – ihr Lachen steckt schon jetzt wieder an.

Stomatherapie

Die Stomatherapie im Josephs-Hospital ist Bestandteil des interdisziplinären Darmzentrums Warendorf – und in dieser konzentrierten Form im Kreis Warendorf einmalig. „Bei der Behandlung von Stomapatienten ist uns die Kommunikation und das Schnittstellenmanagement unter den Fachbereichen sehr wichtig – wir möchten keine „Zwischen-Tür-und-Angel-Gespräche“, erklärt die Leiterin der supportiven Dienste, Beate Wessel. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Christa Enderling, Pflegeexpertin für Stoma, Wunde und Kontinenz, baute sie 2010 den Bereich auf.  

Zu den supportiven Diensten, die sich regelmäßig zu Fachkonferenzen treffen, gehören:

» Sozialdienst
» Pflegeüberleitung
» Schmerztherapie
» Psychoonkologie
» Physiotherapie
» Seelsorge
» Onkologische Pflege

„Die Umstellung auf das Leben mit dem Stoma bringt seelische und körperliche Belastungen für die Patienten, aber auch für ihre Angehörigen“, erklärt Beate Wessel. Während des Klinikaufenthaltes und auch in der Zeit danach steht das Team den Patienten zur Seite, um sie Schritt für Schritt zur selbstständigen Versorgung eines Stomas zu führen.


Ausgabe Nr. 2 | 2015

Themen:
Patientengeschichten

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Darmzentrum Warendorf
Tel.: 02581 20-1301 
Fax: 02581 20-1302
darmzentrum[at]jhwaf.de

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