DEBUG-MODE

Klare Regeln für den Notfall

Etwa 25.000 Patienten durchlaufen jedes Jahr die neu gegründete Zentrale Notaufnahme (ZNA) des Josephs-Hospitals. Seit dem 1. Januar hat die ehemalige Warendorfer Notfallambulanz erstmals einen eigenen Chefarzt bekommen: Dr. Tim Kleffner. Der Facharzt für Chirurgie und Thoraxchirurgie mit der Zusatzqualifikation Notfallmedizin hat einen klaren Auftrag erhalten: die ZNA neu zu strukturieren und die Arbeitsabläufe seiner Abteilung patientenorientiert zu optimieren.

Redakteur Alberto Alonso Malo im Gespräch mit dem Chefarzt der Warendorfer Notfallambulanz, Dr. Tim Kleffner

Herr Dr. Kleffner, Sie arbeiten seit einigen Monaten in einer Position, die es vorher im Josephs-Hospital noch nicht gegeben hat. Für Sie Motivation genug ein unbestelltes Feld umzupflügen? 
❱ Dr. Tim Kleffner: Ich habe kein unbestelltes Feld vorgefunden, welches umgepflügt werden muss – im Gegenteil, viele sehr gute Strukturen sind bereits von den Fachabteilungen in Zusammenarbeit mit dem Team der Notaufnahme etabliert. Neu ist die eigenständige ärzt-
liche Leitung dieses wichtigen Aushängeschildes eines Krankenhauses und es werden zunehmend mehr Notaufnahmen in Deutschland nach diesem Modell organisiert. Mich motiviert die Bereitschaft aller Beteiligten, diese Strukturen weiterzuentwickeln und eine neue, patientenorientierte Vorgehensweise zu etablieren. Ich freue mich auf die gemeinsame Entwicklung von Konzepten und 
deren Umsetzung. 

Was wollen Sie ändern? Für den Patienten, der eine Notfallaufnahme aufsucht, ist der Fall doch klar: Mir geht es extrem schlecht, bitte behandelt mich.
❱ Dr. Tim Kleffner: Und genau darin liegt die Kunst unseres Bereiches – herauszufiltern, wer wirklich akut krank ist. Mein Team, das aus einem Oberarzt, zwei Assistenzärzten und 15 Pflegekräften besteht, ist hochengagiert und qualifiziert. Wir können aber insbesondere in Stoßzeiten nicht alle gleichzeitig behandeln. Leider erleben wir bei Patienten häufig das Missverständnis, in der Notaufnahme gehe es nach Wartezeit. Das Prinzip, wer als Erster kommt, kommt auch als Erster dran, funktioniert in der Notfallaufnahme nicht: Hier muss es nach Behandlungsdringlichkeit gehen.

Und wer entscheidet, was dringend ist und was nicht?
❱ Dr. Tim Kleffner: In Zukunft geben wir Prozesse und Regeln klar vor. Wir werden ein fünfstufiges Ersteinschätzungssystem etablieren, das weltweit in Notaufnahmen genutzt wird, um bei Notfallpatienten die Dringlichkeit der Behandlung einzuschätzen. Das Schema ist definiert: Der, dem es am schlechtesten geht, kommt als Erster an die Reihe. Unsere Pflegekräfte müssen innerhalb weniger Minuten anhand von Vitalzeichen, wie etwa Blutdruck oder Herzfrequenz sowie Symptomen des Patienten erkennen, wie wichtig eine sofortige Behandlung ist.

Was versprechen Sie sich von einem solchen System?
❱ Dr. Tim Kleffner:  Wir stellen sicher, dass für unsere Patienten in Abhängigkeit von der Behandlungsdringlichkeit schnellstmöglich die passende Diagnostik und Behandlung eingeleitet wird, damit zügig klar ist, ob eine ambulante Behandlung oder eine stationäre Aufnahme und Weiterbehandlung im Krankenhaus erforderlich ist. Zudem sorgen wir mit klaren Regeln für Transparenz, eine Nachvollziehbarkeit und dadurch auch für mehr Verständnis bei den Patienten.

Sehen Sie sich mit Ihrer Abteilung als autarkes System innerhalb des Krankenhauses?
❱ Dr. Tim Kleffner: Keinesfalls! Unsere Hauptaufgabe besteht darin, den Erstkontakt, die Erstversorgung und die Schnittstellenprozesse so weiterzuentwickeln, dass ein stimmiger Gesamtablauf entsteht – und zwar gemeinsam mit den Fachabteilungen im Haus. Die Notaufnahme ist Beginn und Drehscheibe vieler Prozesse im Haus und nichts ohne die Fachabteilungen und deren Spezialwissen, die unsere Patienten ja auch schon in der Notaufnahme behandeln. Die enge Zusammenarbeit und Kommunikation mit den niedergelassenen Ärzten und dem Rettungsdienst ist dabei essenziell und wird in Zukunft ebenfalls konsequent weiterentwickelt, damit die präklinisch begonnene Behandlung nahtlos fortgesetzt werden kann.


Ausgabe Nr. 1 | 2016

Themen:
Interviews

Ihr Kontakt:

Zentrale Notaufnahme
Telefon: 0 25 81 / 20 - 1711
zna[at]jhwaf.de

Informationen zum Fachbereich finden Sie hier.