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Im Gespräch
mit …

Marius Morr

Seit Anfang Mai absolviert Medizinstudent Marius Morr einen Teil seines „Praktischen Jahres“ in der Inneren Medizin und Gas­troenterologie im Josephs-Hospital – nach den bestandenen beiden Staatsexamen ist das „PJ“ der letzte Abschnitt seines Medizinstudiums. Unter Anleitung der Warendorfer Klinikärzte lernt der 25-Jährige Tag für Tag sein theoretisches Wissen praktisch umzusetzen und ist damit einer von derzeit sechs PJ'lern im 
Josephs-Hospital. 

Herr Morr, als gebürtiger Marburger wäre doch ein Medizinstudium in Ihrer Heimatstadt naheliegend – immerhin sagt man, Marburg habe keine Universität, es sei eine Uni­versität. Warum hat es Sie in das Münsterland verschlagen?
❱ Marius Morr: Ja, in Marburg hätte ich natürlich auch Medizin studieren können. Als ich mich im Sommer 2011 für die Medizinische Fakultät an der Uni Münster entschied, stand vor allem der persönliche Wunsch im Vordergrund, mal aus dem familiären Nest rauszukommen. Eine Entscheidung, die ich nicht bereut habe.

Marius Morr

Genauso wenig, wie sich für den Beruf „Arzt“ zu entscheiden?
❱ Eigentlich stand lange Chemie ganz oben auf meiner Liste. Schon als Schüler haben mich die naturwissenschaftlichen Fächer mehr interessiert. Dass ich mich letztendlich doch für Medizin entschieden habe, lag am gesundheitlichen Zustand meines Großvaters – er ist mehrfacher Bypass-Träger und musste sich vor einigen Jahren einer weiteren schweren Herzoperation unterziehen. Was mich damals sehr beeindruckte: Nur wenige Wochen nach der OP ist er wieder richtig fit gewesen. Die Dankbarkeit, die ich damals als Angehöriger gefühlt habe, würde ich auch gerne als Arzt erfahren.

Gibt es eine Fachrichtung, die Sie besonders interessiert?
❱ Ja, die Neurologie ist ein Gebiet, wo ich mich sehe – weswegen ich den zweiten Teil meines Praktischen Jahres auch in einer Klinik machen werde, die diesen Fachbereich anbietet. Neurologie ist für mich ein supertolles Fach, weil wir in der Sinnesmedizin vieles für so selbstverständlich halten, doch die Systeme, die dahinter stecken, so komplex sind. Das Gehirn ist ein faszinierendes Organ!

Gut, jetzt wissen wir, was Sie später mal werden wollen – erklären Sie doch mal, was Sie heute so tun: Was steckt hinter einem Praktischen Jahr?
❱ Es ist ein praxisorientierter Teil des Medizinstudiums und besteht aus 48 Wochen, die sich aus drei „Tertialen“ zusammensetzen. Eines ist für die Chirurgie vorgesehen, eines für Innere Medizin. Das dritte steht für ein Wahlfach in einem der übrigen klinisch-praktischen Fachgebiete frei. Das reizvolle an dem PJ ist, dass ich nicht mehr zu Hause am Schreibtisch sitze, sondern hier im Josephs-Hospital in der Notaufnahme stehe oder auf Station bin. Im Grunde genommen mache ich vieles, was die Ärzte auch machen, nur natürlich alles mit Netz und doppeltem Boden, also unter ärztlicher Aufsicht – zu meinem Alltag gehören zum Beispiel Patientenvisiten, das Blutabnehmen, die Deutung von Ultraschallbildern oder auch kleinere invasive Eingriffe wie z. B. Pleurapunktionen. Es geht darum, all die Dinge zu lernen, die ich als Arzt später einmal alleine machen werde.

Als Medizinstudent der Universität Münster hatten Sie für Ihr Praktisches Jahr eine Auswahl von mehr als 30 kooperierenden Lehrkrankenhäusern – warum ist die Entscheidung pro Josephs-Hospital gefallen?
❱ Mein früherer Studentennachbar hatte sein PJ auch in Warendorf gemacht, er fand sich hier gut aufgehoben. Ein Eindruck, den ich nach fast vier Monaten bestätigen kann. Die Stimmung ist locker, ich bekomme viel vom Stationsalltag mit und betreue auch eigene Patienten. Die Assistenzärzte geben ihre Erfahrungen dabei gerne weiter und helfen, wo es geht. Zudem verfüge ich über eine freie Zeit­einteilung und kann neben den „Pflichtaufgaben“, wozu das Blutabnehmen gehört, auch eigene Schwerpunkte setzen. 

Und Sie haben es nicht wirklich weit, falls mal Not am Mann ist…
❱ Oh nein, ich habe von der Klinik die Möglichkeit bekommen hier in einem Dienstzimmer im ehemaligen Schwesternwohnheim zu wohnen. So spare ich mir weite Anfahrtswege und eine doppelte Miete, da ich in Münster weiterhin meine Wohnung habe. Das Zimmer hier ist zwar einfach eingerichtet, aber die, sagen wir mal, „reizarme“ Umgebung sorgt dafür, dass ich mich nach Dienstschluss sehr gut auf meine Doktorarbeit konzentrieren kann (schmunzelt dabei).


Ausgabe Nr. 2 | 2016

Themen:
Interviews