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Wenn jeder Tag zum Kraftakt wird

Nach monatelanger Blutarmut fließt durch Anja Gils' Körper wieder Energie.

Eine Anämie kommt für gewöhnlich nicht über Nacht.

Der Wecker klingelt, ein neuer Tag bricht für Anja Gils an. Durch ihren Kopf rauschen all die Dinge, die auf ihrer To-do-Liste stehen. Berufliche Verpflichtungen, denen die Medizinproduktberaterin nachkommen muss, private Verabredungen, alltägliche Besorgungen. Das Problem dieser Gedankenliste: Es bleibt beim Rauschen, denn nichts davon würde die 50-Jährige ernsthaft umsetzen können. An jenen Tagen, Anfang 2016, fühlte sich Anja Gils nicht in der Lage, ihren Körper irgendeiner Anstrengung auszusetzen: „Ich spürte eine unerträgliche Müdigkeit, war komplett antriebslos – ich bin morgens aufgestanden und konnte schon nicht mehr.“ Jeder Handgriff schien zu viel zu sein, sogar das Gassigehen mit Hund Shari kam ihr wie ein Gewaltmarsch vor. Für die ansonsten energiegeladene und tatendurstige Frau kein Zustand.

Bei Dr. Matthias Engelhardt, Chefarzt der Gynäkologie, fühlte sich Anja Gils gut aufgehoben.

Leere Eisenspeicher, kraftloser Körper

Der Besuch bei ihrem Hausarzt bestätigte zunächst den Verdacht, dass in ihrem Körper zu wenig Eisen vorlag. Ein Problem, das Anja Gils bereits seit einigen Jahren kannte – sie litt an starken und zu langen Regel­blutungen, den dadurch einsetzenden Eisenmangel glich sie durch die Einnahme von Eisentabletten aus. Medikamente schienen allerdings nicht mehr zu wirken: Die Blutanalyse des Hausarztes ergab bei Anja Gils eine Blutarmut (Anämie). Die Eisenspeicher bei der Patientin waren komplett leer, der Körper produzierte nicht mehr ausreichend rote Blutkörperchen nach (siehe Kasten Seite 16). „Mein Arzt empfahl mir Dr. Engelhardt, um mir eine zweite Meinung für den weiteren Therapieverlauf einzuholen – Herrn Engelhardt kannte ich bereits aus seiner Zeit als Oberarzt im HJK Münster Hiltrup. Ehrlich gesagt ist er auch der Grund, warum ich mich für eine weitere Behandlung im Josephs-Hospital entschieden habe“, gibt die gebürtige Cellerin zu, die seit 2000 in Warendorf lebt. Ihr gutes Gefühl bestätigte sich: „Mehr als anderthalb Stunden nahm sich Dr. Engelhardt beim ersten Gespräch für mich Zeit. Mir ist bewusst, dass es eher eine Ausnahme ist, als Kassenpatientin kurzfristig einen Termin beim Chefarzt einer Klinik zu bekommen und von ihm behandelt zu werden.“

Dr. Matthias Engelhardt, der gemeinsam mit seinem Kollegen Gregor Pschadka seit 2014 die Gynäkologische Abteilung im Josephs-Hospital leitet, fand bei Anja Gils ein chronisches Erkrankungsbild vor: „Eine Anämie kommt für gewöhnlich nicht über Nacht und ist ein schleichender Prozess, der bei Frau Gils durch unregelmäßige, unvorbereitete und sehr starke Regelblutungen aus­gelöst wurde.“ Frauen, die an einer Anämie und den daraus resultierendem Eisenmangel leiden, spüren demnach eine deutliche Einschränkung der Lebensqualität. „Viele meiner Patientinnen beschreiben ihren Zustand wie unter einer Käseglocke.“

Schonend die Gebärmutter entfernt

Etwa eine von 20 Frauen habe eine solche Hypermenorrhoe, wie sie im medizinischen Jargon heißt. Die Ursachen dafür können unterschiedlicher Natur sein, zum Beispiel lösen gutartige Geschwulste und Verwach­sungen wie Polypen oder Myome an der Gebärmutter eine starke Regelblutung aus. Seltener können auch andere medizinische Probleme wie Hormonstörungen, Blutgerinnungsstörungen, Herz-, Nieren-, Schilddrüsen- oder Leberkrankheiten der Grund sein. Manchmal lassen sich aber auch keine eindeutigen Ursachen finden. Ebenso vielfältig sind die medikamentösen oder operativen Behandlungsmöglichkeiten, deren Einsatz von der Diagnose, den gesundheitlichen Voraussetzungen und der persönlichen Lebenssituation der Patientin abhängt. „Da bei Frau Gils kein Kinderwunsch mehr vorlag, haben wir uns nach Gesprächen dafür entschieden, die Gebärmutter zu entfernen.“ Für Dr. Engelhardt und seinen Kollegen Gregor Pschadka schon fast ein Routineeingriff – sie führen mit ihrem erfahrenen Team im Josephs-Hospital etwa 200 Gebärmutterentfernungen im Jahr durch. „Ich bin wirklich mit einem guten Gefühl in den OP-Tag gegangen, was auch daran lag, dass ich mir meinen Wunschtermin aussuchen konnte“, erinnert sich Anja Gils. Und passend zum Wohlfühltermin kam auch ein besonders schonendes OP-Verfahren zum Einsatz: Bei einer laparoskopisch suprazervikalen Hysterektomie (LASH) wurde ihr die Gebärmutter über kleine Schnitte in der Bauchdecke entfernt.

Nachdem Anja Gils ihre Blutarmut überwunden hat, findet sie auch wieder Kraft für längere Spaziergänge mit Hund Shari.

Mit Energie durch den neuen Alltag

Ein Schritt, den Anja Gils nicht bereut hat: „Ich bin an einem Freitag Anfang Juni operiert worden und am Montag darauf fühlte ich mich schon wieder putzmunter.“ Auch wenn Dr. Engelhardt sie etwas bremsen musste, sie noch einige Zeit krankgeschrieben gewesen ist und in den ersten Tagen weder schwer heben noch zügig gehen durfte, habe sie schnell wieder in ihren Alltag gefunden. Durch die Gebärmutterentfernung hörten die Regelblutungen auf, der Befund der Anämie gehörte der Vergangenheit an. Wenn jetzt morgens der Wecker klingelt, spürt Anja Gils wieder Energie durch ihren Körper fließen – und Hund Shari freut sich auf eine Gassi-Runde mit Frauchen.

Eisenmangel und seine Folgen

Eisen ist eines der wichtigsten Spurenelemente im menschlichen Körper. Es wird für die Blutbildung, den Sauerstofftransport und für viele weitere Zellfunktionen benötigt.

Wenn eine Frau während ihrer Periode viel Blut verliert, kann dies zu einem Eisenmangel führen. Eisen ist für den Aufbau roter Blutkörperchen sehr wichtig. Ist zu wenig Eisen im Körper, können nicht ausreichend rote Blutkörperchen produziert werden, es kommt zur Blutarmut (Anämie). Rote Blutkörperchen transportieren im Blut Sauerstoff zu den Organen. Wenn nicht genug rote Blutkörperchen vorhanden sind, wird der Körper weniger gut mit Sauerstoff versorgt – die Folge sind Schwäche und Abgeschlagenheit. Weitere mögliche Anzeichen einer Anämie können Blässe sowie kalte Hände und Füße sein. Bei einer stärkeren Blutarmut können sich auch andere Symptome wie Atemnot und Herzrasen zeigen, vor allem nach körperlicher Belastung.


Ausgabe Nr. 2 | 2016

Themen:
Patientengeschichten

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