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Letzte Lebensphase lebenswerter machen

Im April 2016 hat die neue Palliativstation im Josephs-Hospital eröffnet. Sie umfasst fünf Plätze, verfügt über speziell geschulte Mitarbeiter und schließt damit eine Versorgungslücke: Es ist die einzige Palliativstation im Kreis Warendorf. Die ärztliche Leitung hat Dr. Sabine Zöller übernommen. Gemeinsam mit ihrem Team betreut die 33-Jährige Patienten, deren schwere Erkrankungen aus medizinischer Sicht nicht mehr heilbar sind.

Dr. Sabine Zöller möchte als ärztliche Leiterin der neuen Palliativstation die verbleibende Zeit ihrer Patienten mit mehr Lebensqualität füllen.

Frau Dr. Zöller, für Sie als Ärztin steht das Heilen von Menschen im Vordergrund. Was reizt Sie an der Palliativ­medizin – immerhin haben Sie in Ihrem beruflichen Alltag eher mit Patienten zu tun, die sich mit dem Tod beschäftigen müssen?
❱ Dr. Sabine Zöller: In der Inneren Medizin trifft man auch immer auf Palliativpatienten, Berührungspunkte auf diesem Gebiet habe ich also bereits vor meiner Zusatzausbildung zur Palliativmedizinerin gehabt. Im Prinzip halte ich den Ansatz „Man kann nicht mehr viel machen“, wenn es um unheilbar kranke Patienten geht, für falsch. Es geht in diesen Fällen zwar nicht darum, das Leben zu verlängern. Aber auch bei Menschen, bei denen die medizinischen Möglichkeiten zur Heilung einer Krankheit ausgeschöpft sind und die Lebenserwartung begrenzt ist, kann man oft mit einfachen Mitteln die verbleibende Zeit mit mehr Lebensqualität füllen. 

„Im Vordergrund steht nicht, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben“ – ein poetisch anmutendes Zitat, das sich auf den Grundgedanken der Palliativmedizin bezieht. Wie setzen Sie und Ihr Team diesen Ansatz im Alltag um?
❱ Zunächst einmal möchte ich betonen, dass unsere Einrichtung keine reine Sterbe­station ist! Palliativmedizin beschränkt sich zwar auf die letzte Lebensphase eines Menschen, oft aber gelingt auch eine Verbesserung und Stabilisierung der Situation, sodass wir etwa jeden dritten Patienten nach einem Aufenthalt in unserer Palliativstation wieder nach Hause entlassen können. Ist eine häusliche Versorgung aus den verschiedensten Gründen nicht möglich, versuchen wir eine Hospizunterbringung in die Wege zu leiten.Unsere Aufgabe während des stationären Aufenthaltes ist es vor allem, die alltäglichen Leiden der Patienten zu lindern und die Beschwerden zu kontrollieren. Dabei orientieren wir uns in der Palliativmedizin weniger an den Krankheiten, sondern an den Symptomen. Hierfür arbeitet unsere Abteilung interdisziplinär mit ebenfalls in der Palliativmedizin ausgebildeten Kollegen aus anderen Fachbereichen zusammen, wie Psychologen, einer Aromatherapeutin, Physio- und Ergotherapeuten sowie Anästhesisten und Schmerzmedizinern.

Gibt es neben der fachlichen Qualifikation auch persönliche Stärken, die jemand mitbringen muss, um auf der Palliativstation im Josephs-Hospital arbeiten zu können?
❱ Natürlich ist es im Umgang etwas anderes, wenn man Sterbende oder schwerkranke Menschen betreut. Wir sprechen sehr offen mit unseren Patienten, Berührungsängste mit dem Thema „Tod“ sollte auf unserer Station niemand haben. Zusätzlich hilft es, wenn wir eine gewisse Ruhe ausstrahlen – unsere sechs Pflegekräfte, die unter der Koordination unserer pflegerischen Leitung Andrea Hoffmann hier arbeiten, sind allesamt entsprechend geschult. 

Wie hoch schätzen Sie den Bedarf dieser Station im Josephs-Hospital denn ein?
❱ Nach fast fünf Monaten können wir sagen, dass es für das Angebot eine rege Nachfrage gibt. Kompetenzen waren vorher schon in unserem Haus vorhanden, es hat sich aber schnell herumgesprochen, dass das Josephs-Hospital jetzt eine ganzheitliche palliativtherapeutische Betreuung gebündelt auf einer Station anbietet. Es ist die einzige Palliativeinheit dieser Art in Krankenhäusern im gesamten Kreis Warendorf und schließt allein dadurch eine Versorgungslücke. Anrufe bekommen wir auch von Hausärzten und Privatpersonen. Zudem arbeiten wir eng mit dem Palliativmedizinischen Forum des Kreises und den Hospizvereinen zusammen, die eine große Stütze in der ambulanten Versorgung der Palliativ­patienten darstellen. Die wohnortnahe Versorgung ist ein entscheidender Faktor. Angehörige oder das eigene Zuhause in der Nähe zu wissen, erleichtert unseren Patienten den Aufenthalt. Es gibt auch Patienten, die öfters wiederkommen.

Auf was sollten sich Patienten denn einstellen, wenn sie auf der Palliativ­station aufgenommen werden?
❱ Neben der bereits erwähnten fachlichen und menschlichen Qualifikation aller hier arbeitenden Kollegen ermöglicht auch das Raumkonzept unserer Abteilung eine intensive Betreuung der Kranken und Angehörigen – die auf Wunsch in den Zimmern übernachten können. Unsere Einheit ist durch eine räumliche Abtrennung der anderen Stationen, auf denen es auch mal wuseliger zugehen kann, deutlich ruhiger. Ruhe und Privatsphäre sind uns für unsere Patienten und ihre Angehörigen wichtig.


Ausgabe Nr. 2 | 2016

Themen:
Interviews

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Palliativmedizin
Telefon: 0 25 81 / 20 - 1752
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