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Alles nach Plan im Zentral-OP

In der zentralen Operationsabteilung im Josephs-Hospital sind die Abläufe klar definiert.

Von der einfachen Blinddarmentfernung bis zur komplexeren Operation einer Beckenfraktur: Etwa 7.000 Patienten pro Jahr werden im Zentral-­OP im Josephs-Hospital operiert. Der OP-Verlauf folgt dabei genau festgelegten Standards – ob Pflegekraft oder Operateur, jeder Mitarbeiter hat klar zugewiesene Aufgaben. Oberstes Gebot: die Patientensicherheit. 

Um kurz vor 8 Uhr geht es für Irmgard Schuckenberg los. Die Patientin liegt ruhig in ihrem Bett, „vielleicht ein bisschen aufgeregt“, beschreibt die 74-Jährige ihre Stimmungslage, als die Krankenschwester sie in den OP-Vorraum schiebt. Für die Sassenbergerin steht in den kommenden anderthalb Stunden ein Eingriff an, der sie dauerhaft von Schmerzen befreien wird: Sie bekommt im Josephs-Hospital per minimalinvasiver Technik eine künstliche Hüftprothese implantiert (mehr auf S. 10). Für Irmgard Schuckenberg ist es ein spezieller Tag – für das Team, das im Operationssaal 1 auf sie wartet, ist es ein Routineeingriff. Ein standardisiertes Verfahren, das aber nicht erst am Operationstisch beginnt, sondern den gesamten OP-­Ablauf bestimmt.

 

Hüftpatientin Irmgard Schuckenberg

In den vier OP-Sälen in der zen­tralen Operationsabteilung (ZOP) im Josephs-Hospital findet der Begriff „Zufall“ keinen Platz. Eine Reihe an Sicherheitsvorkehrungen sorgten dafür, dass am OP-Tag eines Patienten alles seinen geregelten Gang hat – dieser wird in fünf Phasen eingeteilt:

1. Vorbereitungsphase, 
2. Einleitungsphase, 
3. Operationsphase, 
4. Ausleitungsphase, 
5. Aufwachphase

Drei-Stufen-Checkliste für Patientensicherheit

Um Komplikationen während einer OP zu reduzieren oder ganz auszuschließen, greift das Josephs-Hospital auf eine von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene OP-Sicherheits-Checkliste zurück. „Das Ziel der Checkliste ist die Sicherheit des Patienten im Rahmen von operativen Eingriffen zu erhöhen“, erklärt Dr. Klaus Dellori. Der Oberarzt ist an diesem Morgen der für Irmgard Schuckenberg zuständige Anästhesist. Nach einem ersten Patientencheck übernimmt er die Hüftpatientin an der „Schleuse“ und führt sie gemeinsam mit einer Anästhesieschwester in den Einleitungsraum des ZOP. 

Hier steht die erste Stufe der Sicherheits­checkliste an – das „Sign in“. „Unter anderem markieren wir die Körperseite, an der Frau Schuckenberg operiert werden soll, um keine Verwechslung zu riskieren“, erklärt Dr. Dellori. Noch einmal überprüft werden zudem eventuelle Allergien, das Anästhesieverfahren sowie die OP-Prozedur. Erst dann folgt die Narkose. Nach Ende der Einleitungsphase wird Irmgard Schuckenberg in den Operationssaal 1, den unfallchirurgischen OP im Josephs-Hospital geführt – wo Stufe 2 der Sicherheits-Checkliste beginnt: das „Time out“.

Der zuständige Operateur wartet bereits auf Irmgard Schuckenberg: Dr. Timm Schlummer, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie.

„Das sterile Verhalten aller Beteiligten im OP ist eine wichtige Säule, um Infekte bei Patienten auszuschließen.“

Dr. Timm Schlummer

Verwechslungsgefahr ausgeschlossen: Die Kennzeichnung des Operationsgebietes ist ein wichtiger Bestandteil, um die Patienten­sicherheit zu gewährleisten.
onzentriert: Vor dem ersten Schnitt geht das operierende Team alle Patienten-Parameter durch.
Handarbeit: OP-Pfleger Willi Bachmeyer vakuumiert die Zementmischung, mit der die künstliche Hüfte einzementiert wird.

Sein an dem Morgen assistierendes Team – jeweils eine OP-Schwester und ein OP-Pfleger, eine Anästhesieschwester, zwei Assistenzärzte, Oberarzt Gregor Borner und Anästhesist Dellori – bestätigen noch einmal die Patientenidentität, die zu operierende Körperseite sowie die OP-Prozedur. Dr. Schlummer bestimmt, wie die Patientin für die OP optimal zu lagern ist, sie wird abgedeckt und desinfiziert. Bevor es zum ersten Schnitt kommt, stimmt das Team noch einmal alle Parameter ab, um Risiken und Eventualitäten einzuschätzen: Was sind die kritischen OP-Schritte? Welche OP-Zeit wird anvisiert? Gibt es patientenspezifische Bedenken? „Die Patientin hatte vor Jahren eine Lungenembolie, darauf müssen wir im Laufe des Eingriffs achten“, erklärt Dr. Dellori, der die Überwachung der Vitalzeichen übernimmt. Die Pflegekräfte überprüfen das gesamte Operationsgebiet auf Sterilität, ob die Ausrüstung vorhanden und einsatzbereit ist. „Das sterile Verhalten aller Beteiligten im OP ist eine wichtige Säule, um Infekte bei Patienten auszuschließen“, unterstreicht Dr. Schlummer. Er ergänzt: „Wir werden bei Frau Schuckenberg eine minimalinvasive Technik anwenden. Diese Art der Hüftgelenksoperation ist besonders schonend und erlaubt Betroffenen schon wenige Tage nach der OP wieder erste Schritte zu gehen.“ Dann beginnt die Operation.

Sign out – und aufwachen

Knapp anderthalb Stunden später nähen die Assistenzärzte den wenige Zentimeter langen Schnitt wieder zu. Dr. Schlummer ist mit dem OP-Verlauf zufrieden: „Wir mussten die künstliche Hüfte zementieren, da die vorhandene Knochenstruktur nicht so stabil gewesen ist, wie es auf den Röntgenbildern den Anschein hatte – ansonsten lief alles nach Plan.“ Bevor er den OP-Saal verlässt, startet Stufe 3 der Sicherheits-Checkliste: das „Sign out“. Die OP-Pflege überprüft Instrumente, Nadeln, Tücher und Kompressen nach Vollständigkeit. Erst dann wird Irmgard Schuckenberg wieder ausgeleitet und zurück durch die Schleuse in den Aufwachraum geführt. Nur eines wird die 74-Jährige an die Operation erinnern: ein beschwerdefreieres Leben mit­ ihrer neuen künstlichen Hüfte.

Zielgenau: Chefarzt Dr. Timm Schlummer bei den Vorbereitungen zum Einsatz der Prothese.
Vertrauensvoll: Patientin Irmgard Schuckenberg zeigt sich vor der Narkose gelassen. ­
Kommunikativ: Chefarzt Dr. Timm Schlummer (links) und Oberarzt Gregor Borner tauschen sich während der OP regelmäßig aus.
Weiterentwickelt: Künstliche Implantat-Modelle wie dieses Hüftgelenk sind auf dem neuesten Stand der Technik.

Wer behält den Überblick im ZOP?

20 bis 30 Mal am Tag werden im Josephs-Hospital in den vier Operationssälen im Zentral-OP Operationen durchgeführt. Etwa 50 bis 60 Mitarbeiter sind hier über den Tag verteilt im Einsatz. Für die optimale Nutzung aller Ressourcen sorgen Susanne Marques de Azevedo und Dirk Schnaars, leitende Pflegekräfte OP und Anästhesie. „Wir stimmen die OP-Pläne für alle Operationssäle ab, koordinieren die Logistik, planen langfristig die Personalkapazität und müssen dafür sorgen, dass Instrumente und die OP-Technik in einem intakten Zustand sind.“ 

Acht Tage vor der OP führt Dr. Klaus Lampen ein Vorbereitungsgespräch mit Hüftpatientin Irmgard Schuckenberg.

Voll beweglich – Nach der OP: Irmgard Schuckenberg macht gute Fortschritte.

Suchte man für den Begriff „sport­­­­­­­en­thu­­­­­siastisch“ die passenden Gesichter – sie sähen wohl so aus wie die von Irmgard und Heinz Schuckenberg. Ein Leben lang haben die beiden Sport getrieben. Was das Ehepaar Schuckenberg eindrucksvoll belegen kann: Zusammengerechnet sind sie mit 90 Sportabzeichen dekoriert. Umso schwerer konnte sich die vitale Rentnerin damit abfinden, dass ihre linke Hüfte nicht mehr mitmachte. „Die Schmerzen wurden seit Februar immer schlimmer“, erinnert sich die 74-Jährige. Ihr Mann Heinz ergänzt: „Sie hatte einen sehr wackeligen Gang.“ 

Statt sich operieren zu lassen, probierte sie es erst einmal mit Übungen. Eine Operation passte nicht in den Terminkalender, die goldene Hochzeit stand an. Zum Feiern war ihr aber irgendwann nicht mehr zumute: „Nach unserem Urlaub im August ging gar nichts mehr, ich wollte schnell operiert werden.“ Ihr Weg ins Josephs-Hospital nach Warendorf hatte zunächst pragmatische Gründe, da der Hof der Schuckenbergs im nur sechs Kilometer entfernten Sassenberg liegt. „Mir ging es darum, dass mich mein Mann problemlos besuchen konnte.“ Nach der praktischen Entscheidung folgte wenig später die persönliche Bestätigung. Die erste Begegnung mit Dr. Timm Schlummer, Chefarzt für Orthopädie und Unfall­chirurgie im Josephs-Hospital, ist ihr prägend in Erinnerung geblieben: „Dr. Schlummer ist mir von Anfang an sehr sympathisch gewesen und hat sich beim ersten Gespräch viel Zeit genommen.“

Bereits einen Tag nach dem Eingriff kann Irmgard Schuckenberg wieder erste Schritte gehen.
In der Klinik am Kurpark in Bad Rothenfelde macht Ergotherapeut Thomas Siemer Irmgard Schuckenberg wieder fit.

„Frau Schuckenberg litt an einer Arthrose in der linken Hüfte. Ausgangspunkt für den Verschleiß ist eine angeborene Hüftdysplasie“, erklärt Dr. Schlummer. Was für die Patientin sprach: Ihre Knochensubstanz ist in einem guten Zustand gewesen. Als Spezialist für minimalinvasive Techniken empfahl der Chefarzt ihr diese besonders schonende Operations­methode: „Der Schnitt ist nur etwa acht Zentimeter lang, Muskeln und Sehnen werden dabei nicht durch­trennt.“ Dadurch würde der Heilungsprozess schneller verlaufen, die ersten Schritte seien bereits nach wenigen Tagen möglich. Das eingesetzte künstliche Hüftgelenk besteht aus reinem Titan, der Kugelkopf aus Keramik: „Nicht nur bei der OP-Technik, sondern auch bei der Wahl der Materialien und Konstrukte der Implantate bewegen wir uns damit auf dem neuesten Stand“, ergänzt Dr. Schlummer.

Auf dem neuesten Stand bewegen, das traf dann auch auf Patientin Schuckenberg zu: „Bereits einen Tag nach der Operation konnte ich wieder gut mit Krücken laufen“, freut sich Irmgard Schuckenberg. Und auch ihre Reha-Maßnahmen in der Klinik am Kurpark in Bad Rothenfelde verliefen reibungslos, wie der dort behandelnde Ergotherapeut Thomas Siemer bestätigt: „Frau Schuckenberg wird ihre Hüfte in wenigen Monaten wieder voll belasten können.“ Die Sportbegeisterte weiß auch schon wie: „Ein Sportabzeichen werde ich zwar nicht mehr machen können, dafür stehen viel Aqua-Jogging und Radfahren auf dem Programm.“

Gemeinsam mit ihrem Mann Heinz freut sich Irmgard Schuckenberg auf viele sportliche (und schmerzfreie) Momente.

Ausgabe Nr. 3 | 2016

Themen:
Titelgeschichte

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