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„Pflegearbeit stellt etwas dar!“

Im Mai 2016 verabschiedete sich die langjährige JHW-Pflegedirektorin Genoveva Schulte in den Ruhestand. Ihre Nachfolgerin: Sigrid Krause. Als neue ­„Pflegechefin“ geht sie mit Stellvertreter Heiner Brechtken die Aufgabe an. 

Frau Krause, als Pflegedirektorin eines Krankenhauses – was muss man da an Erfahrung mitbringen?
❱ Sigrid Krause: Vor meinem Wechsel ans Josephs-­Hospital bin ich acht Jahre stellvertretende Pflegedirektorin und ständiges Mitglied im Direktorium im Brüderkranken­haus St. Josef in Paderborn gewesen. Insgesamt habe ich 20 Jahre Erfahrung in unterschiedlichsten Leitungsfunktionen gesammelt. Durch meinen langjährigen Praxisbezug bin ich im Pflegedienst fest verankert. Vom Pflegedienstpraktikum bis zur Pflegedirektion habe ich alle Stationen durchgemacht.

Gemeinsam mit Ihrem Kollegen Heiner Brechtken hatten Sie als neues Tandem in der Pflegedirektion eine Lücke zu schließen, nachdem Ihre Vorgängerin Genoveva Schulte in den Ruhestand gegangen und der ehemalige Pflegedirektor Wilfried Tollkötter leider verstorben ist ...
❱ ... die Aufgabe ist für uns beide eine Herausforderung, zumal Frau Schulte und Herr Tollkötter sehr gute Arbeit geleistet haben, die Pflegequalität im Haus ist auf einem hohen Niveau. Unsere beiden Vorgänger waren zusammen ­27 Jahre da und routiniert in ihrem täglichen Handeln. Herr Brechtken und ich müssen jetzt eine gemeinsame neue Routine definieren.

Sigrid Krause, seit fast einem Jahr Pflegedirektorin im Josephs-Hospital, i­m  Gespräch mit mensch joseph!-Redakteur Alberto Alonso.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Ihrem Stellvertreter?
❱ Herr Brechtken und ich befinden uns gerade in der Einarbeitungsphase, wir ergänzen uns gut. Wir haben einen fast ähnlichen beruflichen Werdegang hinter uns, auch er hat praxisbezogen gearbeitet, viele Fachweiterbildungen absolviert und Leitungserfahrung. Es ist sehr hilfreich für mich, jemanden an meiner Seite zu haben, der mir als „Eigengewächs“ von Anfang an interne Einblicke liefern kann. Dafür komme ich aus einem anderen Haus, bringe andere Erfahrungen und einen externen Blick mit, mit dem ich auch kritisch auf ­laufende Prozesse schaue.

Nennen Sie doch mal drei Ihrer persönlichen Stärken.
❱ Ich kann analytisch arbeiten, habe einen guten Blick für Probleme und ich arbeite gerne im Team, ohne dabei Konflikten aus dem Weg zu gehen. 

In welchen Bereichen können Sie denn Ihre fachlichen Fähigkeiten zum Wohle des Hauses am effektivsten einsetzen?
❱ Wie Herr Brechtken und ich die inhaltlichen Aufgaben am sinnvollsten untereinander aufteilen, kristallisiert sich aktuell noch etwas heraus. Er kennt sich sehr gut im Bereich Dienstplanung und Stationsorganisation aus, ich sehe mich im Bereich „Nachwuchsarbeit“, in der Personalgewinnung und auch auf der Betriebsleitungsebene gut aufgestellt.

Rekrutierung von Nachwuchs und Personalgewinnung sind zwei gute Stichwörter – wo drückt derzeit der Schuh?
❱ Die Frage der Personalgewinnung ist aktuell nicht nur bei uns, sondern insgesamt ein Riesenthema im Pflegebereich. Viele Krankenhäuser haben Probleme, ihre freien Stellen zu besetzen. Die Gründe dafür sind vielschichtig...

... vielleicht können Sie versuchen, sie anzureißen?
❱ Der Arbeitsalltag der Pflegenden hat sich verändert: Wir erfahren eine zunehmende Verdichtung der Arbeit durch kürzere Verweildauern von Patienten. Dadurch entsteht ein höherer organisatorischer Aufwand. Ich beobachte, dass immer mehr Pflegekräfte mit solchen Belastungen schlechter zurechtkommen. Und die Karrieremöglichkeiten sind mittlerweile sehr groß, je nach Weiterbildung oder Studium bekommen wir junge Pflegekräfte nicht mehr ans Patientenbett.

Wie gehen Sie als Pflegedirektorin im Josephs-Hospital mit diesen Herausforderungen um, wo finden Sie Pflegemitarbeiter, vor allem aber den Nachwuchs von morgen?
❱ Wir arbeiten natürlich mit Personalagenturen zusammen. Unser Ziel muss es aber sein, den eigenen Nachwuchs auszubilden, um die Pflegequalität im Haus zukunftsweisend abzusichern. Wir bilden unseren Pflegenachwuchs in der Krankenpflegeschule am St. Franziskus-Hospital in Ahlen aus. Darüber hinaus bieten wir auch Auszubildenden aus Altenpflegeberufen die Möglichkeit, die praktische Ausbildung bei uns zu machen. Zudem kooperieren wir mit weiterführenden Schulen, bieten Plätze für Jahrespraktikanten an und auch die Möglichkeit, ein Freiwilliges Soziales Jahr zu absolvieren. 

Und mit welchen Argumenten machen Sie jungen Menschen, die sich für einen Pflegeberuf interessieren, gerade das Josephs-Hospital schmackhaft?
❱ Wir haben heute bereits sehr gute Pflegemitarbeiter mit hohen Kompetenzen: Expertenwissen, das wir an den Nachwuchs weitergeben. Auch unsere finanziellen Rahmenbedingungen sind attraktiv: Wir übernehmen die komplette Finanzierung der Ausbildung, Semestergebühren und Fahrtkosten. Zudem bilden wir über Fort- und Weiterbildungen künftige Führungskräfte für höhere Pflegepositionen je nach Qualifikation aus. 

Auf was kann sich der Nachwuchs im Josephs-Hospital freuen?
❱ Unsere 250 Kolleginnen und Kollegen im Pflegedienst sind großartig. Sie besitzen eine starke Identifikation mit dem Haus. Wir haben insgesamt gute Rahmenbedingungen, die wir weiter verbessern wollen. Pflege ist ein Beruf mit Zukunft. Um junge Menschen für diesen Beruf zu begeistern, bedarf es nicht nur Anstrengungen von unserer Seite, in der Gestaltung von optimalen Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen. Auch eine höhere Wertschätzung des Pflegeberufes durch Politik und Öffentlichkeit wäre wichtig. 


Ausgabe Nr. 1 | 2017

Themen:
Interviews