Wie würden Sie „Ihr“ Krankenhaus beschreiben?
❱ Ich muss sagen, dass wir sehr gut aufgestellt sind, auch unsere Intensivstation bietet modernste Geräte und Therapieformen. Als sehr angenehm empfinde ich die familiäre Atmosphäre. Bei aller Technik, die in einer Intensivstation eine wichtige Rolle spielt, die menschliche Seite überträgt sich positiv auf unsere Patienten. Und die müssen wir bei all dem technischen Fortschritt und Zeitdruck immer im Blick behalten.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
❱ Ich bin einerseits noch voll in der Pflege drin, andererseits gibt es für mich viel drumherum zu organisieren. Bettenmanagement und Bestellwesen spielen eine große Rolle. Auch die Personalplanung gehört zu meinen Kernaufgaben – auf der Intensivstation sind wir ein großes Team von 25 Mitarbeitern. Ich stecke also in einer Doppelfunktion, meine Arbeit ist dadurch sehr abwechslungsreich und gar nicht langweilig.
Gibt es einen Unterschied zwischen einer Intensivstation und einer „Normalstation“?
❱ Der Unterschied zur Normalstation ist, dass unsere Aufgaben sehr medizinisch geprägt sind. Bei uns liegen Patienten, die instabil sind, die überwacht und beatmet, regelmäßig abgesaugt, umgelagert und gepflegt werden müssen. Das läuft alles nicht von alleine und setzt eine umfängliche Betreuung voraus. Wir haben ein ganz anderes Stellenverhältnis, da in der Intensivstation viele Kollegen rund um die Uhr im Einsatz sind.
Wie hat sich Ihre Arbeit im Laufe der Jahre verändert?
❱ Die Arbeitsdichte ist höher geworden – das ist aber nicht nur bei uns so, sondern ein generelles Problem, das wir derzeit in der Krankhauslandschaft haben. Im Augenblick verteilen wir im Jahr etwa 1.400 Patienten auf acht Betten, unsere Auslastung liegt bei 90 Prozent. Es gibt Patienten, die teilweise bis zu 60 Tage bei uns sind. Insgesamt ist der Durchlauf aber höher und schneller geworden – heutzutage geht es darum, dass man die Patienten so früh wie möglich mobilisiert, um sie von der Intensivstation zu bekommen – natürlich immer zum Wohle des Patienten. Das ist eine ganz andere Philosophie als sie noch vor 20 Jahren verfolgt wurde. Ein weiterer Aspekt sind die geänderten Krankheitsbilder. Die Leute werden älter, bei uns liegen 90-Jährige, die die Niere rausoperiert bekommen – mit allen Hindernissen, die daran hängen. Ältere Menschen müssen ganz anders geführt werden. Und auch die Technik steht mehr im Fokus, wir haben zum Beispiel viele Dialysen im Einsatz, die auch mehr Zeit beanspruchen. Das macht in der Summe alles mehr Arbeit. Wir kommen auf jeden Fall manchmal an unsere Grenzen, Spaß macht es mir trotzdem noch sehr.
Wie stellen Sie und Ihre Kollegen sich auf die geänderten Rahmenbedingungen ein?
❱ Alle unsere Mitarbeiter bilden sich weiter, zum Beispiel zu Themen wie Pflege oder Mobilisation von beatmeten Patienten. Ein besonderes Angebot, weil es den Menschen in den Mittelpunkt stellt, ist unser Projekt zur biografischen Anamnese. Richtig umgesetzt, lernen wir dadurch unsere Patienten viel besser kennen. Solche Fortbildungen sind für uns ein ganz wichtiger Aspekt, damit wir pflegerisch auf dem aktuellsten Stand sind.