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Die Wunde verbindet

Eine Verletzung am Fuß, eine OP-Wunde am Bauch oder Druckgeschwüre am Steiß: Wunden sind immer unterschiedlich – und können sich im Extremfall zu einem langwierigen Problem entwickeln. Das professionelle Wundmanagement im JHW setzt auf Behandlungskonzepte, die nicht nur den Heilungsprozess chronischer Wunden fördern, sondern auch die Lebensqualität der Patienten.

Ein kleiner Schnitt, ein bisschen Blut – solche Verletzungen heilen meist schnell von selbst wieder ab. Ist die Wunde größer, dauert es länger, bis sie sich kuriert. Gelegentlich muss sie sogar genäht werden. Manchmal aber hilft selbst das nicht. Die Wunde will einfach nicht genesen – und nimmt 
einen chronischen Verlauf. 

„Als chronische Wunden bezeichnen wir Hautdefekte, die innerhalb von acht Wochen nicht abheilen oder von Beginn an als chronisch anzusehen sind, weil ihre Behandlung eine Therapie der Ursache erfordert“, erklärt Mario Ossenbrink. Der 44-Jährige arbeitet seit 2000 im Josephs-Hospital und hat sich nach seiner Ausbildung zum Krankenpfleger zum Wundmanager weitergebildet. Als Spezialist für schwer heilende Wunden wendet er dabei das gesamte Spektrum moderner Behandlungen an. „Ich fand es schon immer interessant herauszufinden, wie Wunden entstehen und wie wir sie heilen können. Ich kann in meinem Job viele eigene Ideen einbringen und lerne ganz unterschiedliche Menschen und Biografien kennen“, erzählt der zweifache Familienvater.

Einem gesunden Organismus gelingt es, Wunden selbstständig zu schließen und schnell wieder die Funktion des geschädigten Gewebes herzustellen. Bei manchen Menschen aber ist diese Funktion gestört. Meist liegt ihren chronischen Wunden eine Erkrankung zugrunde, die der Heilung im Wege steht. In Deutschland leiden Studien zufolge etwa vier Millionen Menschen an schwer heilenden Wunden wie Ulcus Cruris (offenes Bein), Dekubitus (Druckgeschwür), dem sogenannten diabetischen Fuß oder infolge eines Tumorleidens entstandenen Wunden. Die Ursachen können beispielsweise eine gestörte Durchblutung oder eine Venenschwäche sein. Für die Patienten gehen diese Probleme oft mit erheblichen 
Einschränkungen ihres Alltags einher.

Ganzheitliche Behandlung

Modernes Wundmanagement versucht, die Lebensqualität der Patienten zu steigern – und bedeutet heute weit mehr als das einfache Verbinden. Wundmanager untersuchen, behandeln und dokumentieren die Wunde und ihren Heilungsverlauf. Sie begleiten die Patienten während der gesamten Behandlung – und beziehen wenn möglich auch die Angehörigen mit ein und schulen diese, um eine fachgerechte Nachsorge der Wunde sicherzustellen. „Jeder Mensch ist anders. Genau wie jede Wunde. Um eine optimale Behandlung zu gewährleisten, erfordert es daher eine sorgfältig geplante und individuell zugeschnittene Therapie“, erläutert Mario Ossenbrink. Dieser Therapieplan erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem zuständigen Arzt und den Therapeuten – stationsübergreifend und interdisziplinär. Insbesondere mit Dr. Philipp Holschneider, der im JHW das Department für Plastische Chirurgie und Handchirurgie leitet, besteht ein reger Austausch. Gemeinsam begutachtet das Team die Wunde: Was für Ursachen gibt es, die zu der Wunde geführt haben? Wie sieht die Lebenssituation der Patienten aus, gibt es Erkrankungen? Erst wenn diese Fragen geklärt sind, wird ein ganzheitliches und individuelles Behandlungskonzept festgelegt. 

Ein kompetentes Team: Dr. Philipp Holschneider (links) und Mario Ossenbrink.

Moderne Methoden

Je nach Art und Schwere der Wunde kommen unterschiedliche Therapiemethoden zum Einsatz. „Wir wollen die Ursache der gestörten Wundheilung beseitigen“, sagt Mario Ossenbrink. Bei Durchblutungsstörungen muss zum Beispiel der Blutfluss wieder verbessert werden. Dies kann unter anderem durch eine Kompressionstherapie gelingen, die kranken und schwachen Venen hilft, den Blutrückfluss zum Herzen zu bewältigen. Bei bewegungsunfähigen Patienten mit Druckgeschwüren wird auf eine häufige Umlagerung und gute Hautpflege geachtet. Anschließend erfolgt eine bedarfsgerechte Lokaltherapie mit zeitgemäßen Verbandstoffen in Anpassung an die jeweilige Phase der Wundheilung. „Komplizierten Fällen begegnen wir mit speziellen Verfahren wie der Vakuumtherapie“, erklärt er. Diese Methode setzt darauf, die Wunde luftdicht mit einem Verband abzudecken, an den über einen dünnen Schlauch eine Pumpe angeschlossen ist. Die Pumpe saugt ständig die Wundflüssigkeit ab, wodurch im Wundbereich ein Unterdruck entsteht. „Das hält die Wunde feucht, fördert die Durchblutung und damit auch die Heilung.“ Ziel ist es, jeden Patienten und jede Wunde optimal zu versorgen – wenngleich es auch Fälle gebe, die eine vollständige Heilung unmöglich machen: „Dann ist es wichtig, die Patienten so gut es geht zu unterstützen und ihnen ein Stück Lebensqualität zurückzugeben“, meint der 44-Jährige. 

Auch klassische Verbände kommen im Wundmanagement zum Einsatz.

Ein entscheidender Schlüssel für die Wundheilung ist die richtige Nachsorge. Bevor es für die Patienten nach Hause geht, steht ihnen Mario Ossenbrink mit Rat und Tat zur Seite. „Ich zeige den Patienten sowie ihren Angehörigen ausführlich, mit welchen Techniken und Materialien sie die Wunden nachversorgen sollten“, erzählt er. So manche Wundheilung setze einen langen Atem vo-raus. Sichtbare Erfolge zeigen sich häufig erst nach längerer Zeit. „Dann aber fühlt es sich umso schöner an.“

Wunden in besten Händen

Die Lebenserwartung in Deutschland steigt – und mit ihr auch die Zahl der Patienten, die unter chronischen Wunden leiden. Im Zuge dieser Entwicklung spielt die moderne Wundheilung eine immer wichtigere Rolle. Dr. Philipp Holschneider ist leitender Facharzt des Departments für Plastische Chirurgie und Handchirurgie im JHW – und operiert chronische Wunden, bei denen konservative Behandlungsmethoden keinen Erfolg zeigen. „Dank modernster Operationstechniken können wir Patienten gezielt unterstützen“, erklärt der 41-Jährige. Als Spezialist behandelt er auch chronische Wunden so, dass sie wieder heilen und die früheren Funktionen wiederhergestellt werden können. „Dafür entnehme ich zum Beispiel an einer anderen Stelle des Körpers einen Hautlappen mit Muskel oder Faszie sowie dem zugehörigen Blutgefäß und verpflanze ihn. In der Folge bedeckt dann wieder gut durchblutetes Gewebe die Wunde, sodass diese abheilen kann." Dank dieser Methoden sei es möglich, selbst große Defekte zu beheben – und den Patienten wieder zu deutlich mehr Lebensqualität zu verhelfen.


Ausgabe Nr. 4 | 2018

Themen:
Titelgeschichte

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Plastische Chirurgie

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