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Mit Leichtigkeit durchs Leben

Dienstagmorgen, 5.44 Uhr in Warendorf. Die ersten Sonnenstrahlen funkeln durch die Fenster und läuten einen herrlichen Sommertag ein. Während die meisten Menschen noch tief und fest schlafen, geht es auf der Intensivstation des Josephs-Hospitals schon aufgeweckt und lebhaft zu: Bei den Pflegekräften steht der Schichtwechsel an – und die damit verbundene Patientenübergabe.

Gemeinsamer Antrieb: Alina und Waltraud Lischka machten sich mit ihren Motorrädern, einer Yamaha XJ 6 und einer 1500er Suzuki, auf den Weg zum Josephs-Hospital.

Die kleinen Speckröllchen am Bauch. Die Rettungsringe an der Hüfte. Viele Menschen nörgeln über das ein oder andere Kilogramm zu viel, das sie mit sich herumschleppen. Bei Waltraud und Alina Lischka aber zeichneten sich mehr als nur einige überflüssige Pfunde ab. Mutter und Tochter litten an Adipositas, einer bedrohlichen Fettleibigkeit, die ihre Lebensqualität massiv einschränkte. „Unser Übergewicht war nicht nur schlecht für die Gesundheit – wir konnten selbst einfache Alltagsdinge nicht mehr bewältigen“, erinnert sich Waltraud Lischka. Die Fettleibigkeit entwickelte sich zur Quelle zahlreicher Sorgen und Hindernisse – und zur buchstäblich schweren Last. Mal verzweifelten die beiden an den Treppen auf der Arbeit oder im Kaufhaus und mussten nach jeder Etage eine Verschnaufpause einlegen. Ein andermal verzweifelten sie an den Gurten im Flugzeug oder im Freizeitpark und mussten beim Personal nach einer Verlängerung fragen. Selbst kurze Wege zur Post oder zum nächsten Supermarkt gerieten zur Tortur. „Wir fühlten uns richtig schlecht und unzufrieden. So durfte es nicht weitergehen“, erzählt die Tochter.

Die schwere Last, dick zu sein
Dick war sie schon immer, sagt WaltraudLischka. Ihre ersten Abnehmversuche startete die heute 56-Jährige schon zu Teenagerzeiten – mit zumindest kurzfristig tollen Resultaten. Nach der Atkins-Diät zum Beispiel, dem kompletten Verzicht auf Kohlenhydrate, zeigte die Waage 40 Kilogramm weniger an. „Ich konnte solche Erfolge aber nie lange halten“, sagt die Everswinklerin. Weil sie schnell in alte Muster zurückfiel, kamen die Pfunde genauso schnell wieder wie sie gingen. 2018 brachte Waltraud 145 Kilogramm auf die Waage. Zum chronischen Unwohlsein gesellten sich nun auch körperliche Begleiterkrankungen der Adipositas: Sie litt unter hohem Blutdruck und zunehmenden Herz-Kreislauf-Problemen. „Meine Gesundheit war schon sehr stark angegriffen.“ Für Alina Lischka begann alles in der Pubertät: Innerhalb weniger Monate legte sie rasant an Gewicht zu. Mit Anfang 20 wog sie 135 Kilogramm, bei einer Größe von 1,76 Metern. Alina sagte ihren Kilos den Kampf an. Sie versuchte alles. Aber wie viel sie sich auch bewegte, welche Pillen, Pulver oder Diät-Drinks sie auch ausprobierte: Der gefürchtete Jojo-Effekt ließ nicht lange auf sich warten. „Der Hang zum Übergewicht liegt wohl einfach in unserer Familie“, dachte sich die 28-Jährige. Es schien, als hätten sich die Lischkas mit ihrem vermeintlichen Schicksal abgefunden.

Vor der Behandlung im JHW brachten Tochter und Mutter jeweils noch deutlich über 100 kg auf die Waage.
Waltraud und Alina Lischka freuen sich über die erfolgreiche Behandlung im JHW.

Zeit für Veränderungen
Erst ein persönlicher Tiefpunkt und der Tipp einer Freundin markierten die Wende im Leben der beiden Frauen. „Aufgrund meines starken Übergewichts bekam ich Arthrose und man musste mir ein künstliches Kniegelenk einsetzen“, erzählt Waltraud. Diese OP legte endgültig den Schalter in ihrem Kopf um. Bevor es mit ihrer Gesundheit immer weiter bergab ging, musste sie etwas tun. Es wurde Zeit für Veränderungen. Als ihr eine Freundin von der Möglichkeit einer Magenverkleinerung erzählte, war Waltrauds Neugier geweckt. „Ich habe Alina sofort davon erzählt. Ihr ging es ja genauso wie mir: Sie wusste auch nicht mehr, was sie noch tun soll, um dauerhaft abzunehmen.“ Mutter und Tochter entschieden sich, das Heft in die Hand zu nehmen. Einige Wochen später saßen sie in der Adipositas-Sprechstunde bei Facharzt Dr. Horst Dübner im Josephs-Hospital.

Operationen als letzte Chance
„Das war ein erstklassiges Gespräch. Wir haben uns sofort gut aufgehoben gefühlt“, erinnert sich Alina. Nach einer ausführlichen Diagnostik, persönlichen Beratungsgesprächen mit Ärzten und Psychologen sowie einem individuellen Ernährungsprofil legte Dr. Horst Dübner gemeinsam mit den Patientinnen die bestmögliche Therapie fest. Bei beiden Frauen stellte sich der operative Eingriff als einzige Möglichkeit heraus, das Gewicht relevant zu reduzieren. „Bei mir wurde sich für einen Magen-Bypass entschieden und Alina sollte einen Schlauchmagen bekommen“, erzählt Waltraud. Bevor es aber in den OP-Saal ging, vergingen weitere Monate – und weitere Diagnose- und Therapieprogramme. Dazu gehörten zum Beispiel ein psychologisches Gutachten, die Teilnahme an einer Adipositas-Selbsthilfegruppe sowie ein Nachweis über regelmäßige körperliche Aktivitäten. Am 26. November 2018 war es für Mutter und Tochter dann endlich so weit: Die OPs standen an. „Wir wurden beide am selben Tag operiert. Besser geht’s doch nicht, oder?“, lachen Waltraud und Alina.

Die beiden minimalinvasiven Operationen verliefen völlig komplikationsfrei. „Nach der OP fühlten wir uns schnell wieder gut. Das hätte ich vorher ehrlich gesagt nicht gedacht“, sagt Alina. Für ihren Schlauchmagen hat ihr der Operateur den größten Teil des Magens entfernt. Heute ist nur noch ein schmaler Schlauch übrig, in den weniger Nahrung passt als vor dem Eingriff. „Mein Hungergefühl hat total nachgelassen. Ich esse viel weniger und bewusster als früher.“ Waltraud geht es ähnlich. Als ihr der Magen-Bypass gelegt wurde, hat das OP-Team den Magen im oberen Bereich abgetrennt, sodass für die Nahrungsaufnahme nur ein kleiner Restmagen verbleibt – und der Darm lange nicht mehr so viel Essen aufnehmen kann wie vorher. „Mein ganzes Essverhalten hat sich komplett gewandelt. Während ich mir früher Nutella aufs Brot geschmiert habe, lege ich heute lieber eine Tomate auf die Scheibe. Das kann ich gar nicht so wirklich erklären“, wundert sich Waltraud.

„Die beste Entscheidung unseres Lebens“
Wenige Tage nach den Operationen verließen Mutter und Tochter das Josephs-Hospital – in das sie nur noch zu den regelmäßigen Nachsorgeterminen zurückkehren müssen. Heute ernähren sie sich bewusster und bewegen sich regelmäßiger, damit der Gewichtsverlust auch von dauerhaftem Erfolg gekrönt bleibt. Mögliche, durch die Magenverkleinerungen auftretende Mangelernährungen gleichen sie durch Vitaminpräparate aus. Auch ihre Blutwerte lassen sie regelmäßig kontrollieren. Diese kleinen Übel nehmen die beiden lebensfrohen Frauen aber gerne in Kauf. „Die Operationen waren der wichtigste und beste Schritt in unserem Leben. Ich habe vom Tag des Eingriffs bis heute 37 Kilogramm verloren und Alina sogar 40. Wir würden es jederzeit wieder so machen und sind dem Team im Josephs-Hospital einfach nur dankbar“, sagt Waltraud. „Wir fühlen uns viel wohler als früher. Neulich sind wir zusammen in den Urlaub nach Griechenland geflogen – und die Sitzgurte haben bei beiden gepasst und mussten nicht verlängert werden“, lacht Alina.

Heute genießen die Frauen ihre neu gewonnene Freiheit – gerne auch auf ausgiebigen Motorradtouren durch die Region. Die Liebe zu den heißen Öfen gehört zu den vielen Gemeinsamkeiten, die Mutter und Tochter teilen: „Wir sind einfach ein tolles Team – ganz gleich, ob im JHW oder auf zwei Rädern.“


Ausgabe Nr. 2 | 2019

Themen:
Patientengeschichten

Kontakt:

Adipositaszentrum
Tel.: 02581/20-1301
Fax: 02581/20-1302
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