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Ein Tag im Zentral-OP

Fünf Operationssäle. Bis zu 20 Operationen täglich. Und noch mehr Mitarbeiter, die sicherstellen, dass die Patienten in guten Händen sind. Im Zentral-OP des Josephs-Hospitals greifen dafür viele Zahnräder ineinander. Jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde – rund um die Uhr für den optimalen Behandlungserfolg. Wie das gelingt? Ein Blick hinter die Kulissen mit Dirk Schnaars, OP-Koordinator im JHW, verrät: durch höchste Konzentration für jeden Patienten.

Der Tag im Zentral-OP beginnt für Ärzte, OP-Leitung und Fachkräfte mit der Frühbesprechung des OP-Plans und der kommenden Patienten.
Die Mitarbeiter in der Anästhesie versetzen die ersten Patienten des Tages in Vollnarkose oder bereiten regionale Betäubungen vor.
Der erste Schnitt: Im OP-Saal IV behandeln Ärzte der orthopädischen Chirurgie einen Oberschenkelhalsbruch.

Es ist noch früh, Tageslicht durch die Fenster noch nicht zu sehen. Auf den Gängen des Zentral-OPs aber herrscht bereits reges Treiben. Die ersten Patienten werden gleich erwartet. Am Ende des Flurs öffnet sich eine Tür, Dirk Schnaars kommt aus der täglichen Frühbesprechung. „Als Allererstes besprechen wir im Team die heutigen Operationen und begutachten jeden Patienten im Detail.“ Grundlage dafür ist ein offizieller OP-Plan, den der 62-Jährige bereits seit fünf Jahren als OP-Manager des Zentral-OPs erstellt. In enger Abstimmung mit dem Belegungsmanagement und den operierenden Ärzten gewährleistet dieser Plan reibungslose Übergänge von einer Operation zur nächsten – und zwar in bis zu fünf OP-Sälen gleichzeitig.

Bevor der erste Patient in den OP geschoben wird, prüfen Dirk Schnaars und seine Kollegen die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene OP-Sicherheits-Checkliste. „Die Liste muss für jeden Patienten sowohl vor, während als auch nach der OP sorgfältig abgehakt werden“, erklärt der OP-Manager. Die Punkte reichen von der Einwilligung zur OP über den gründlichen Test aller notwendigen Geräte bis hin zur Überprüfung, dass Instrumente, Nadeln, Tücher und Kompressen vollständig sind.

Behutsamer Aufenthalt
Der erste Schritt führt Patienten durch die „Schleuse“: Vom Patientenbett werden sie vorsichtig auf einen bereitgestellten Operationstisch gelagert. Im gesamten Zentral-OP gelten strenge Hygienerichtlinien und Sicherheitsstandards, um die Patientensicherheit nicht zu gefährden. Kopfhaube, Mundschutzmaske und sterile grüne Arbeitskleidung gehören daher zur ständigen Ausstattung jedes Mitarbeiters. So grüßt auch Stephanie Rütten, die das Team der Anästhesiepflege anführt. Unter ihrer Leitung gelangen Patienten nach der Schleuse zu einem Einleitungsplatz, an dem sie von Anästhesisten in eine Voll- oder Teilnarkose versetzt werden. „Dadurch verkürzen wir die Wartezeit im OP, schaffen kürzere Laufwege und können das Herz-Kreislauf-System des Patienten schon vorab überwachen“, sagt sie. Befindet sich der Patient erst einmal im kontrollierten Tiefschlaf oder ist seine zu operierende Körperstelle ausreichend betäubt, ist er bereit für den OP-Saal.

Vorbereitung ist alles
Ein paar Türen weiter, zwischen gefüllten Lager- und Geräteräumen, sind die Operationstechnischen Assistenten (OTA) im Sterilgutlager dabei, den OP-Tisch für den operierenden Arzt zusammenzustellen. Kittel, Tupfer, Handschuhe, Katheter, Siebe, Spritzen, Instrumente, kurz: Alles, was für die spezifische OP benötigt wird, gelangt hier über einen hoch sterilen Weg auf den Behandlungstisch. „Die Instrumente kommen direkt aus der anliegenden Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte (AEMP)“, sagt Dirk Schnaars. Dass alles vorhanden ist, darum kümmert sich Sabine Otmar, Leiterin der OP-Pflege: „Neben der Personalplanung für den OP gilt es, notwendige Medizinprodukte ebenso wie eventuelle Leihinstrumente für spezifische Eingriffe pünktlich zum OP-Termin parat zu haben.“

 

Kompetenz in einem Saal
Im OP-Saal IV wird an diesem Vormittag ein Oberschenkelhalsbruch operiert. Um die narkotisierte Patientin herum – zwischen Röntgengeräten und sterilen Instrumententischen – kommen alle Beteiligten zusammen: Der operierende Arzt Christian Wegmann aus der orthopädischen Chirurgie setzt zum ersten Schnitt an, mit im Raum helfen ein Assistenzarzt, OTA, Anästhesieassistenten und Anästhesisten. Insgesamt sechs Experten, die nichts dem Zufall überlassen, perfekt organisiert sind und jeden einzelnen Schritt der OP genauestens im Blick haben. „Es ist der professionellen Teamarbeit aus sämtlichen Fachbereichen und der guten Stimmung zu verdanken, dass wir den bestmöglichen Behandlungserfolg sichern“, sagt Dirk Schnaars. Die moderne Technik im Saal und schonende Operationsmethoden im JHW tragen ebenfalls entscheidend dazu bei, dass die Patientin schon nach kurzer Zeit wieder aufwachen kann.

Wachsam in die Nachsorge
Der Aufwachraum bildet die letzte Haltestelle im Zentral-OP: An neun Plätzen werden Patienten nach dem Aufwachen überwacht. Krankenpfleger Björn Zahl behält auf seinen Monitoren den Überblick und kontrolliert Atmung, Blutdruck sowie Liegeposition jedes einzelnen Patienten. „Wir können schnell reagieren und sorgen für eine angenehme Aufwachphase“, sagt er. Erst wenn der Wachheitsgrad hoch genug ist und wichtige gesundheitliche Kriterien erfüllt sind, wird der Patient vom Zentral-OP auf seine Station gebracht.

„Alles läuft nach Plan“, zeigt sich Dirk Schnaars zufrieden. Sein Team im Zentral-OP aber weiß, dass es jederzeit zu unvorhergesehenen Notfällen kommen kann. „Als Akutklinik sind wir im JHW darauf eingestellt und so organisiert, dass wir auch kurzfristige Operationen einplanen können.“ Gleichzeitig kennt er die Regel: Nach der OP ist vor der OP. Der 62-Jährige macht sich deshalb sogleich auf zur nächsten OP-Besprechung. Bis zur Abenddämmerung durchlaufen noch einige weitere Patienten Schleuse, Einleitung, OP-Saal und Aufwachraum. Der Zentral-OP schläft nie: Im Jahr sind es bis zu 7.000 Menschen, die im JHW operiert werden. Eine große Aufgabe, die das Team um Dirk Schnaars, Stephanie Rütten und Sabine Otmar gemeinsam mit den Ärzten verantwortet. Tag und Nacht ist im Zentral-OP vor allem eines spürbar: Jeder einzelne Patient steht im Mittelpunkt – und seine Sicherheit immer an erster Stelle.

Im benachbarten OP-Saal vollzieht Chefarzt Dr. Lothar Biermann (links) einen laparoskopischen Eingriff an einem Patienten. In allen fünf Sälen wird zu diesem Zeitpunkt bereits operiert.
OP-Manager Dirk Schnaars (oben) geht während der mittäglichen OP-Besprechung mit seinem Team den weiteren Behandlungstag durch.
Noch bis zum späten Nachmittag werden Patienten nach Plan operiert. Danach beginnt der Bereitschaftsdienst für die Notfallversorgung.

Ausgabe Nr. 3 | 2024

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