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Wir gehen den Erfolgsweg weiter!

Erst die Belastungen durch die Coronapandemie, nun die Inflation und extrem gestiegene Energiekosten: Die Kliniken in Deutschland stehen vor großen Herausforderungen. Peter Goerdeler und Michael von Helden blicken trotzdem optimistisch in die Zukunft. Wir haben die beiden Vorstände des Josephs-Hospitals zum Interview getroffen.

Die beiden Vorstände des Josephs-Hospitals Peter Goerdeler (links) und Michael von Helden blicken positiv in die Zukunft.
„Das Josephs-Hospital hat sich als Top-Gesundheitsversorger in der Region etabliert.“

 

Herr Goerdeler, Herr von Helden. Das Josephs-Hospital ist bisher gut durch die Coronapandemie gekommen. Wie ist Ihnen das gelungen?

❱ Peter Goerdeler (PG): Durch schnelles und konsequentes Handeln! Dank umfangreicher Sicherheitsmaßnahmen und einer hochwertigen medizinischen und pflegerischen Versorgung konnten wir größere Ausbrüche verhindern. Sehr viele Corona-Patienten konnten die Klinik wieder gesund verlassen und auch die Zahl der Ansteckungen blieb auf einem niedrigen Niveau.

❱ Michael von Helden (MvH): Obwohl auch wir zwischenzeitlich starke Umsatzeinbußen zu verzeichnen hatten, konnten wir die Belastungen der Coronapandemie insgesamt gut abfedern. Wir haben es geschafft, das Leistungsspektrum zu halten. Auch die Auslastung der Betten liegt wieder auf Vor-Corona-Niveau. Das haben wir den geschaffenen Strukturen zu verdanken – vor allem aber auch dem außergewöhnlichen Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter!

Leider ist die Coronapandemie nicht die einzige Krise. Speziell die explodierenden Energiekosten treffen die Kliniken mit voller Wucht. Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation?

PG: Die Situation ist sehr angespannt, weil der Betrieb einer Klinik viel Energie verbraucht und zugleich wenig Einsparpotenziale in diesem Bereich bietet. Hinzu kommt die Inflation, die mit stark erhöhten Preisen für medizinische Güter und Lebensmittel einhergeht. Diese Kostenexplosionen setzen Kliniken unter starken wirtschaftlichen Druck.

MvH: Es ist eine Ansammlung von Krisen, die so vermutlich einmalig sein dürfte und der kompletten Krankenhauslandschaft Sorgen bereitet. Im Unterschied zur Industrie können Kliniken die Kostensteigerungen zudem nicht durch Preiserhöhungen oder Ähnliches weitergeben. In dieser Ausnahmesituation würden wir uns mehr Unterstützung seitens der Bundesregierung wünschen.

Wie sollte diese Unterstützung Ihrer Meinung nach aussehen?

PG: Neben kurzfristiger wirtschaftlicher Unterstützung, zum Beispiel durch einen Inflationsausgleich, wünschen wir uns vor allem längerfristige Perspektiven, die Stabilität und Planungssicherheit garantieren. Diese Kurzatmigkeit durch ständige, teilweise unausgegorene Reformen und überbordende Bürokratie muss aufhören. Positiv ist: Die Politik hat bereits angekündigt, die Kliniken in der aktuellen Situation nicht allein zu lassen und sie finanziell zu unterstützen. Es gibt zwar noch keine konkreten Vorschläge, wie diese Hilfe ausgestaltet werden soll. Wir sind aber sicher: Sie kommt – und das ist auch richtig so!

Was auf jeden Fall kommt, ist der neue NRW-Krankenhausplan, den der Landtag im April beschlossen hat. Worum genau geht es dabei?

MvH: Der Krankenhausplan gibt die qualitativen und strukturellen Bedingungen vor, die ein Krankenhaus erfüllen muss, damit es einen Versorgungsauftrag erhält. Bisher waren die Bettenzahl und Fachrichtungen maßgeblich für die Planung einer Klinik. Der neue NRW-Krankenhausplan hingegen nimmt die tatsächlichen Fallzahlen in den verschiedenen Leistungsbereichen als Maßstab und gibt konkrete Qualitätsvorgaben vor. Die Bürgerinnen und Bürger können zukünftig also sicher sein: Wenn ein Krankenhaus eine Leistung anbietet, hat es auch ausreichende Erfahrungen und Kompetenzen in diesem Bereich. 

Und wie stehen Sie zu dieser Reform?

PG: Wir begrüßen den neuen Krankenhausplan, weil er die Versorgungsqualität stärker in den Mittelpunkt rückt. Im Zuge der strategischen Ausrichtung haben wir das Leistungsangebot bereits frühzeitig ausgebaut. Wir gehen den Weg der Spezialisierung. Die Bevölkerung in der Region hat ein Recht auf qualitativ hochwertige medizinische und pflegerische Versorgung. Wir sehen uns also gut vorbereitet und blicken der Reform zuversichtlich entgegen – auch wenn die Planungsphase aktuell mit einem hohen administrativen Aufwand verbunden ist (lacht).

Sie haben die strategische Ausrichtung angesprochen. Was konnten Sie in den vergangenen Jahren zusammen mit dem Kuratorium erreichen?

PG: Das Josephs-Hospital hat sich als Top-Gesundheitsversorger in der Region etabliert. Wir haben die Kernkompetenzen in Fachabteilungen wie der Kardiologie, Hand- und Unfallchirurgie und dem Darmzentrum ausgebaut und garantieren gleichzeitig ein sehr hohes Niveau in der Regel- und Grundversorgung. Zudem haben wir neue Leistungsfelder wie die Stroke Unit, die Adipositaschirurgie und Alterstraumatologie eingeführt. Die Bürgerinnen und Bürger vertrauen uns. Das zeigt auch die Zahl der Patienten, die seit 2015 um fast 30 Prozent gestiegen ist.

MvH: Mit mehr als 650 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist das JHW außerdem einer der größten Arbeitgeber in Warendorf. Die familiäre Atmosphäre macht das Josephs-Hospital nicht nur für Patienten attraktiv, sondern auch für viele Bewerberinnen und Bewerber.

Der Fachkräftemangel macht allerdings auch in Warendorf nicht halt. Wie begegnen Sie dem Problem, das vor allem die Pflege betrifft?

MvH: Wir setzen auf drei Säulen. Zunächst wollen wir die Arbeitsbedingungen stetig verbessern, um Mitarbeiter zu binden. Dazu zählen eine leistungsgerechte Vergütung, ein umfangreiches Benefits-Programm, und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und vieles mehr. Hinzu kommt die Anwerbung neuer – auch ausländischer – Fachkräfte. Es arbeiten inzwischen etwa 35 angehende Pflegefachkräfte verschiedener Nationalitäten in der Klinik und wir machen sehr positive Erfahrungen damit.

„In dieser Ausnahmesituation würden wir uns mehr Unterstützung seitens der Bundesregierung wünschen.“

Und die dritte Säule?

MvH: Das beste Mittel gegen den Fachkräftemangel ist die Ausbildung eigener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Aus diesem Grund haben wir zusammen mit der Johanniter-Akademie NRW eine Krankenpflegeschule in Betrieb genommen. Die Kooperation soll es uns als Ausbildungsträger ermöglichen, Nachwuchskräfte langfristig zu binden. Der erste Kursus hat am 1. September begonnen und wird sehr gut angenommen. Künftig soll die Ausbildung dann im zweiten Stock des Gesundheitszentrums stattfinden. 

Wann soll das Gesundheitszentrum eröffnet werden?

PG: Die Eröffnung ist für November 2023 geplant. Im neuen Gesundheitszentrum wird nicht nur die Krankenpflegeschule einziehen. Mit einem zweiten Ärztehaus verzahnen wir das ambulante Versorgungsangebot mit dem stationären. Ein Beispiel dafür ist die dort einziehende Strahlentherapie des MVZ Prof. Dr. Uhlenbrock. Für Krebspatienten, zum Beispiel aus dem Darmkrebszentrum, bedeutet dies also künftig kurze Wege. Die Experten und Expertinnen arbeiten vor Ort und tauschen sich eng aus. Durch das Gesundheitszentrum stärken wir die medizinische Versorgung in der Region.

Welche weiteren Ziele haben Sie für die Zukunft im Blick?

MvH: Im Vordergrund steht die Gewinnung und Bindung von Fachkräften in allen Bereichen. Hierzu haben wir ein umfangreiches Programm aufgelegt, das bereits gute Erfolge zeigt.

PG: Wir entwickeln die Klinik kontinuierlich weiter und stehen nicht still. Es geht darum, neben der medizinischen Grundversorgung weitere medizinische Schwerpunkte zu bilden und die Fachabteilungen zu spezialisieren. Neben der Spezialisierung und Personalgewinnung ist das dritte Ziel, die Digitalisierung voranzutreiben. Qualität, Innovation und Kooperation – das sind die Schlüssel zum Erfolg, und diesen Weg gehen wir konsequent weiter! 


Ausgabe Nr. 3 | 2022

Themen:
Interviews