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Durchblutungs-Störungen
werden oft unterschätzt

100.000 Kilometer – das ist die Länge aller Blutgefäße im menschlichen Körper. Die Arterien, Venen und Kapillaren bilden das Arbeitsgebiet von Matthias Bahl. Der 57-jährige Facharzt für Chirurgie, Gefäßchirurgie, Phlebologie und endovaskuläre Chirurgie ist seit Januar Leiter des Departments Gefäßchirurgie.

Facharzt Matthias Bahl ist Leiter des Departments Gefäßchirurgie.

Herr Bahl, Millionen Menschen in Deutschland leiden unter verkalkten Gefäßen. Warum ist das so gefährlich?
Matthias Bahl: Die Blutgefäße transportieren das Blut vom Herzen in den Körper und wieder zurück. Zudem versorgen sie das Gewebe mit Sauerstoff und Nährstoffen. Verkalkte Gefäße aber stören den Blutfluss und können zu arteriellen und venösen Durchblutungsstörungen führen. Gefäßerkrankungen gehen zudem oft einher mit Begleiterscheinungen wie Bluthochdruck, Fettwechselstörungen, Diabetes mellitus oder Herzkranzgefäßerkrankungen.

Wie erkennt man, ob man an einer Durchblutungsstörung leidet?
Wenn es zu anhaltenden oder wiederkehrenden Symptomen wie blasser Haut, Taubheitsgefühlen, kalten Gliedmaßen und verzögerter Wundheilung kommt, kann eine Durchblutungsstörung dahinterstecken. Die Symptome werden oft unterschätzt oder nicht rechtzeitig erkannt, was schlimmstenfalls Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Amputationen zur Folge haben kann. Es ist also wichtig, frühzeitig einen Arzt aufzusuchen, damit die Erkrankung fachgerecht erkannt und behandelt werden kann.

Eine Möglichkeit, Durchblutungsstörungen zu behandeln, ist die endovaskuläre Therapie. Wie funktioniert das Verfahren?
Damit das Blut wieder ungehindert fließen kann, ist es wichtig, die Gefäße durchgängig zu machen. Wenn konservative Behandlungsmöglichkeiten wie die Einnahme durchblutungsfördernder Medikamente dafür nicht mehr ausreichen, kann eine interventionelle Behandlung helfen. Dazu legen wir einen Katheter, der die Engstelle von innen, also endovaskulär, aufdehnt und die Gefäße wieder vergrößert. Das geschieht über einen kleinen aufblasbaren Ballon oder eine kleine Gefäßschiene, einen sogenannten Stent.

Welche Vorteile bietet die interventionelle Behandlung?
Es ist ein schonendes und sicheres OP-Verfahren, das keine großen Hautschnitte erfordert und keine Narben hinterlässt. Dank der verhältnismäßig geringen Belastung und Infektionsrisiken sind die Patienten schnell wieder mobil, sodass sie die Klinik in der Regel schon nach wenigen Tagen wieder verlassen können.

Zusammen mit Ihrem Kollegen, Facharzt Virgiliu Prisacaru, haben Sie das Department Gefäßchirurgie zuletzt deutlich ausgebaut. Welche Leistungen bieten Sie an?
Wir behandeln alle venösen und arteriellen Durchblutungsstörungen: Venenthrombosen, Krampfadern, chronische Wunden und das diabetische Fußsyndrom. Ein besonderer Schwerpunkt liegt zudem auf der Behandlung der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK, Anm. d. Red.), die auch als Schaufensterkrankheit bekannt ist. Wir decken dabei nahezu das komplette gefäßchirurgische Behandlungsspektrum ab: von der Infusionstherapie über minimalinvasive Verfahren wie Stent-Implantationen bis zur Bypass-Operation.

Wie sehen Ihre weiteren Ziele aus?
Wir wollen die gefäßchirurgischen Patienten in der Region noch umfassender und individueller versorgen als ohnehin schon. Dafür setzen wir auf modernste Diagnose- und Behandlungsmethoden sowie die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Kooperationspartnern.

Risikofaktoren für verkalkte Blutgefäße (Arteriosklerose):

❱    Bluthochdruck
❱    Blutzuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
❱    Erhöhte Blutfettwerte (Cholesterin)
❱    Bewegungsmangel und Übergewicht
❱    Rauchen
❱    Erbliche Belastung


Ausgabe Nr. 2 | 2022

Themen:
Sonstige

Ihr Kontakt:

Department
Gefäßchirurgie

Tel.: 02581 20-1301
Fax: 02581 20-1302
achi[at]jhwaf.de