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Eine starke Schulter

Der 48. Geburtstag wird Mirco Borgmann lange im Gedächtnis bleiben: Eine Fahrradfahrt endete mit einer Schultereckgelenksprengung. Heute radelt und läuft der Hobbysportler wieder, als wäre nichts gewesen.

Julia Vinnenberg und Dr. med. Giovanni Miotti im Gespräch mit Mirco Borgmann.

Nein, an den Unfall selbst kann er sich nicht erinnern, erzählt Mirco Borgmann. Er weiß nur noch, wie er um die Kurve bog und die Einkaufstüte am Fahrradlenker baumelte. Im Normalfall reicht der Rucksack, um alle Besorgungen zu verstauen. Der 27. Mai aber war sein Geburtstag, und an Geburtstagen kauft man eben einige Besorgungen mehr ein als geplant. Also stopfte er alles, was nicht mehr in den Rucksack wollte, in eine zusätzliche Einkaufstüte. „Die Tüte ist wohl in die Speichen gekommen, sodass ich über den Fahrradlenker gestürzt bin“, vermutet Mirco Borgmann. Der 48-Jährige kam erst wieder zu Bewusstsein, als er auf dem Bordstein saß. Ohne Erinnerung an den Unfall, dafür mit einer Gehirnerschütterung, einer Platzwunde, drei angebrochenen Rippen und einer Verletzung des Schlüssel- beingelenks. Die Diagnose bekam er einige Minuten nach seinem Fahrradsturz – im Schockraum des Josephs-Hospitals.


„Mir wurde es wirklich leicht gemacht, alle waren sehr hilfsbereit.“

Sicher versorgt im Schockraum

Der Schockraum bildet das Herzstück der Zentralen Notaufnahme: Hier laufen alle Fäden zusammen, um Patienten schnell und sicher zu helfen. Die Erstversorgung erfolgt dabei nach einem festen Schema: Das ATLS-Prinzip (Advanced Trauma Life Support) ermöglicht eine zügige Einschätzung des Schweregrades der Verletzungen und eine sofortige Behandlung der eventuell vorhandenen lebensbedrohlichen Verletzungen. Als wichtiger Bestandteil dienen moderne Diagnoseverfahren wie Ultraschall, Röntgenaufnahmen oder Computertomografien (CT). In Mirco Borgmanns Fall wurde unter anderem eine Spiral-CT vorgenommen, die ihn vom Scheitel bis zur Sohle durchleuchtet hat. Julia Vinnenberg, Ärztin der Orthopädie und Unfallchirurgie, diagnostizierte mithilfe der Aufnahmen eine sogenannte Schultereckgelenksprengung. Eine konservative Behandlung kam nicht infrage, weil ein Rucksack- oder Schlingenverband zu einem schief zusammengewachsenen Knochen hätte führen können. Stattdessen riet das Ärzteteam um Oberarzt Dr. med. Giovanni Miotti zu einer Operation: Eine spezielle Hakenplatte sollte das Schultergelenk stabilisieren und die Stellung des Schlüsselbeins korrigieren. Mirco Borgmann stimmte der OP zu. Er packte seinen verletzten Arm in die Schlinge und fuhr mit dem Taxi nach Hause.

Eine Hakenplatte stabilisiert die Schulter

Vier Tage nach der Diagnose reiste Mirco Borgmann erneut ins JHW. Obwohl es die erste Operation seines Lebens war, spürte er kaum Nervosität. Schon in den Vorgesprächen fühlte er sich bestens aufgehoben. Schritt für Schritt sind sie alle Einzelheiten des geplanten Verfahrens durchgegangen. Auch am OP-Tag selbst gab es viel Raum, über die Operation zu sprechen und offene Fragen zu klären. Mir wurde es wirklich leicht gemacht, weil alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr hilfsbereit waren.“Bevor er im Stationsbett zum Operationssaal geschoben wurde, ging es für einen Zwischenstopp in die OP-Schleuse. Über einen peripheren Venenzugang verabreichte ihm der Anästhesist exakt abgestimmte Medikamente für eine sichere und sanfte Narkose. „Ich weiß noch, wie ich mich mit dem Anästhesisten über Marathons ausgetauscht habe. Es war 12.10 Uhr, als ich das letzte Mal auf die Uhr geschaut habe“, erzählt Mirco Borgmann. Gegen 16 Uhr erwachte er aus der Narkose. In den vier Stunden dazwischen setzten ihm die Ärzte die Hakenplatte ein. Der namengebende Haken fixierte die Platte fest unter dem knöchernen Schulterdach. „Gerissene und genähte Bänder bekommen so die Gelegenheit zur optimalen Einheilung“, erklärt Julia Vinnenberg.

Optimaler Heilungsprozess

Mirco Borgmann bekam vom Eingriff nichts mit. Nachdem die Aufwachphase ohne Komplikationen und Schmerzen verlief, wurde er für zwei Tage auf die Station verlegt. Im Patientenzimmer fragte er Julia Vinnenberg, wann er denn wieder die Laufschuhe schnüren könne. „Am liebsten hätte ich sofort wieder losgelegt, so schnell geht es aber natürlich nicht“, lacht Mirco Borgmann. Anschließend ging es nach Hause. Vier Wochen war er insgesamt krankgeschrieben. Zwar galt es in dieser Zeit, Bewegungen in und über Schulterhöhe zu vermeiden, weil sonst eine Lockerung der Hakenplatte gedroht hätte – kilometerlange Spaziergänge aber waren erlaubt. „Und auch mit meinen beiden Töchtern konnte ich ganz unbeschwert spielen“, erzählt der Familienvater. Die Nachbehandlung sah zudem eine begleitende Physiotherapie vor, mit Stabilisations- und Dehnübungen zur Wiedererlangung der vollen Bewegungsfreiheit. Alle zwei Wochen warf ein Orthopäde einen Blick auf den Heilungsprozess. Drei Monate nach der ersten stand die zweite Operation auf dem Programm: In nur 45 Minuten wurde Mirco Borgmann die Hakenplatte entfernt – und das perfekt verheilte Schultereckgelenk war wieder voll funktionstüchtig. Der Moment des Unfalls ist zwar weiterhin wie ausgelöscht, der Aufenthalt im JHW aber bleibt dem Telgter positiv in Erinnerung. „Es ist doch schön, wenn die erste OP im Leben so gut verläuft.“ Heute ist Mirco Borgmann froh, wieder das machen zu dürfen, was er liebt: Sport. Mehrmals in der Woche schnürt er die Laufschuhe oder schwingt sich in den Fahrradsattel. „Und für den nächsten Geburtstagseinkauf habe ich mir eine Fahrradtasche gekauft.“ Sicher ist sicher!

Ausgabe Nr. 3 | 2021

Themen:
Patientengeschichten

Kontakt:

Orthopädie, Hand- und Unfallchirurgie
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