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Stroke Unit

Mit einem Schlag ist alles anders

Schlaganfälle kommen oft aus heiterem Himmel und müssen so schnell wie möglich behandelt werden. Die Stroke Unit im JHW ist auf die umfassende und fachübergreifende Akutversorgung von Schlaganfall-Patienten spezialisiert.

Ein Schlaganfall kann jeden treffen. Allein in Deutschland erleiden jährlich etwa 270.000 Menschen die als Apoplexie bekannte Herz-Kreislauf-Erkrankung. Hinter einem Schlaganfall steckt in der Regel eine plötzlich auftretende Durchblutungsstörung im Gehirn, sodass umliegendes Gewebe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Als typische Anzeichen gelten einseitige Lähmungen von Armen, Beinen oder Gesichtshälften. Auch Sprach- und Wahrnehmungsstörungen sowie Schwindelgefühle können auf einen Schlaganfall hindeuten. „Grundsätzlich unterscheidet man zwischen ischämischen und hämorrhagischen Schlaganfällen“, sagt Dr. Jakob Kreczi, Facharzt für Neurologie am Josephs-Hospital. Ischämische Schlaganfälle gehen auf verstopfte Blutgefäße im Kopf zurück. Häufige Auslöser sind Blutgerinnsel, die an verschiedenen Stellen im Körper entstehen können, sich lösen und über den Blutstrom in die Hirngefäße gelangen. Außerdem können Gefäßverkalkungen bzw. Arteriosklerose an den Hirngefäßen zu Engstellen führen, wodurch größere Hirnareale nicht mehr ausreichend durchblutet werden. Bei hämorrhagischen Schlaganfällen wiederum platzen oder reißen Blutgefäße im Gehirn oder zwischen den Hirnhäuten, sodass eine Einblutung entsteht. Die auch Hirnblutungen genannten hämorrhagischen Schlaganfälle resultieren meist aus Arterienverkalkungen und zu hohem Blutdruck, der die Gefäße langfristig schädigt und instabil macht.

Jede Minute zählt!

Ob ischämischer oder hämorrhagischer Schlaganfall: Beide Arten gehören umgehend behandelt für optimale Heilungschancen. „Ein Schlaganfall ist immer ein Notfall“, erklärt Dr. Kreczi. Schon die ersten Minuten sind entscheidend, ob der Betroffene überlebt und keine schweren Folgeschäden davonträgt. Oft warten Betroffene oder Zeugen allerdings zu lange ab, bevor sie die Notrufnummer 112 wählen – trotz eindeutiger Symptome wie halbseitige Lähmungen oder Sprachstörungen. „Wer Anzeichen eines Schlaganfalls bei sich oder Angehörigen bemerkt, sollte sofort den Notruf wählen, egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit“, erklärt der Facharzt. Viele Folgeschäden wie Behinderungen wären vermeidbar, wenn die Betroffenen rechtzeitige Hilfe bekämen – schließlich sterben bei einem Schlaganfall pro Minute etwa zwei Millionen Nervenzellen ab. Bevor der Rettungsdienst kommt, ist es zudem wichtig, das Bewusstsein und die Atmung regelmäßig zu überprüfen. Auch Unruhe sollte man vermeiden und beruhigend auf die Betroffenen einwirken.

Bestens versorgt in der Stroke Unit

„Wenn der Rettungsdienst eintrifft, spielt die Wahl der Klinik eine entscheidende Rolle. Schlaganfall-Patienten aus der Region sind in der Stroke Unit des Josephs-Hospitals bestens aufgehoben. Diese Spezialstation zur Akutbehandlung von Schlaganfall-Patienten wurde im September eröffnet – mit dem Ziel, das Leben der Menschen ein ganzes Stück sicherer zu machen. Fachärzte wie Neurologen, Kardiologen und Radiologen, geschulte Pflegekräfte, Physio- und Ergotherapeuten sowie Logopäden agieren hier im engen Schulterschluss, um den Patienten eine schnelle und sichere Akutversorgung zu garantieren. Dabei kann sich das interdisziplinäre Team unter der Leitung des kardiologischen Chefarztes Dr. Jürgen Bier- mann auch auf moderne Diagnose- und Therapieverfahren verlassen. Direkt nach der Ankunft des Patienten wird per Computertomografie (CT) untersucht, welche Ursache hinter dem Schlaganfall steckt. Welche Hirnareale sind betroffen? Liegt ein Blutgerinnsel oder eine Hirnblutung vor? Anschließend erfolgt eine individuelle und zielgerichtete Behandlung. „Blutgerinnsel zum Beispiel kann man entweder mithilfe medikamentöser oder interventioneller Therapien auflösen“, sagt Dr. Kreczi.

Schlaganfälle erkennen und richtig handeln

Die ersten Minuten entscheiden: Mit dem FAST-Test können Sie in kurzer Zeit überprüfen, ob ein Schlaganfall vorliegt.

  • FACE: Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin.
  • ARMS: Bitten Sie die Person, die Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, ein Arm sinkt oder dreht sich.
  • SPEECH: Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor.
  • TIME: Zögern Sie nicht, wählen Sie unverzüglich die 112 und schildern Sie die Symptome.

Besonders erfolgversprechend: die Lyse-Therapie

Als besonders wirksam erweist sich oftmals die Lyse-Therapie, mit der im JHW schon viele Leben gerettet wurden. Dabei bekommen die Patienten stark blutverdünnende Medikamente über die Vene verabreicht, die den Verschluss im Hirngefäß auflösen. In Ausnahmefällen ist es nötig, einen Katheter bis zur verstopften Hirnarterie einzuführen und das Blutgerinnsel abzusaugen. „Hierfür arbeiten wir vertrauensvoll mit der Fachabteilung für Neurologie am Herz-Jesu- Krankenhaus Hiltrup zusammen“, lobt Dr. Kreczi die klinikübergreifende Zusammenarbeit. Bei beiden Therapieansätzen sei vor allem eines entscheidend: der Faktor Zeit. „Das Zeitfenster für die erfolgreiche Behandlung eines Schlaganfalls beträgt bis zu viereinhalb Stunden nach dem Auftreten.“ Während des Aufenthalts in der Stroke Unit wird der Patient natürlich kontinuierlich überwacht und Blutdruck, Sauerstoffgehalt des Blutes, Körpertemperatur und Herzrhythmus optimiert.

Entscheidend für die Genesung: die Frührehabilitation

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Akutbehandlung bildet die Sekundärprophylaxe. „Hierunter versteht man die Identifikation individueller Risikofaktoren und deren Behandlung“, erklärt der Neurologe. Ziel der Sekundärprophylaxe ist es, weiteren Schlaganfällen vorzubeugen – zum Beispiel über medikamentöse Therapien oder eine Umstellung des Lebensstils. Da nach einem Schlaganfall schwere Folgeschäden auftreten können, gilt zudem der Frührehabilitation durch Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie besonderes Augenmerk. Übungen für die Feinmotorik wie Greifübungen und Sprechtrainings sollen es dem Patienten ermöglichen, verlorene Fähigkeiten Stück für Stück wiederzuerlangen. „Der Heilungsprozess verläuft am besten, wenn wir so früh wie möglich mit der Therapie beginnen“, sagt Dr. Kreczi. Bis zu eine Woche dauert der Aufenthalt in einer Stroke Unit, bevor für die meisten Erkrankten die Verlegung in eine Rehabilitationsklinik auf dem Programm steht. Die Therapie in der Reha knüpft dabei direkt an die Akutbehandlung an, um den Patienten die Rückkehr in ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu ebnen.

Bei Schlaganfällen zählt jede Minute. Umso wichtiger ist es, schnell zu reagieren und den Betroffenen eine optimale Behandlung zu ermöglichen – wie in der neuen Stroke Unit des Josephs-Hospitals.

Ausgabe Nr. 3 | 2021

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