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Visite am Bildschirm

Zwei Monitore, mehrere Ärzte, viel Expertise: Die Digitalisierung hält auch in der medizinischen Versorgung weiter Einzug. Die Telemedizin ermöglicht ärztliche Zusammenarbeit über Klinikgrenzen hinweg – und stellt eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung sicher.

„Hallo nach Münster!“ Dr. Tobias Mock schiebt den Visitenwagen ins Patientenzimmer. Nach einem Blick auf die medizinischen Befunde und Daten sowie einem ausführlichen Gespräch sind sich alle einig: Die Therapie schlägt an, der Patient befindet sich auf dem Weg der Besserung. Seit etwa drei Jahren ergänzt die Telemedizin das intensivmedizinische Leistungsspektrum des Josephs-Hospitals – und erlaubt den digitalen Austausch per Videokonferenz mit dem Universitätsklinikum Münster (UKM). „Es geht um das Vier-Augen-Prinzip“, erklärt Dr. Tobias Mock, Oberarzt in der Abteilung für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie im Josephs-Hospital. Jeden Morgen steht für den erfahrenen Mediziner die ärztliche Visite in den Patientenzimmern auf dem Programm. Über Bildschirm und Lautsprecher tauscht er sich dabei mit den Münsteraner Kolleginnen und Kollegen aus. Es geht um medizinische Befunde, Daten und die weitere Therapie. Auch die Patienten werden häufig mit einbezogen in die Gespräche. Ziel ist es, so viele Informationen wie möglich zu sammeln und die Diagnose und Behandlung auf sichere Füße zu stellen. Das letzte Wort hat dabei immer der behandelnde Arzt. „Es ist eine effektive Kooperation, die auf Augenhöhe stattfindet – und die am Ende den Patienten sowie deren Angehörigen zugutekommt“, sagt Dr. Mock.

Dr. Tobias Mock schätzt den klinikübergreifenden Austausch in der Intensivmedizin.
Auch die Palliativstation um Prof. Dr. Dirk Domagk setzt auf Telemedizin.

Telemedizin in der Palliativversorgung

Das telemedizinische Angebot beschränkt sich inzwischen nicht mehr nur auf die Intensivstation. Auch die Palliativmedizin im Josephs-Hospital setzt auf den klinikübergreifenden Austausch. Dabei geht es nicht nur um medizinische und therapeutische Zweitmeinungen, die sich das JHW aus dem UKM einholt, sondern unter Umständen auch darum, Palliativpatienten aus Münster zur Versorgung nach Warendorf zu verlegen. „Wir verfügen in der Palliativmedizin über ein hochqualifiziertes und engagiertes Team, das eine ganzheitliche Behandlung ermöglicht“, sagt Prof. Dr. Dirk Domagk, Chefarzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Palliativmedizin im JHW. Gerade auf dem komplexen Feld der palliativmedizinischen Versorgung sei fachlicher Austausch von großer Bedeutung. Daher waren dem Mediziner die Kolleginnen und Kollegen aus dem UKM schon vor dem Start der telemedizinischen Kooperation bestens vertraut. Zusammen mit Dr. Philipp Lenz, Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Palliativmedizin am UKM, lehrt Prof. Dr. Domagk an der Akademie für medizinische Fortbildung der Ärztekammer Westfalen-Lippe, wo die beiden Weiterbildungen in der Palliativmedizin anbieten. „Es gibt viele Wege, schwerstkranken Patienten zu einem beschwerdefreien Leben zu verhelfen. Und die Telemedizin bietet eine zusätzliche Möglichkeit, sich über die unterschiedlichen Methoden auszutauschen.“ 

Den persönlichen Kontakt mit dem Arzt soll die Telemedizin natürlich nicht ersetzen. Darin sind sich alle einig. Vielmehr handelt es sich bei der digitalen Visite um eine sinnvolle Bereicherung. „Die zusätzliche Expertise gibt Patienten und Angehörigen ein gutes und sicheres Gefühl“, freut sich Dr. Tobias Mock. 


Ausgabe Nr. 4 | 2020

Themen:
Titelgeschichte