DEBUG-MODE

Narkose in sicheren Händen

Die Narkose ist für viele Menschen ein Schreckgespenst – häufig noch mehr als die Operation. Sie fragen sich: Wache ich überhaupt wieder auf? Oder wache ich vielleicht zu früh auf? Doch diese Gedanken sind eigentlich gar nicht nötig, denn dank moderner Techniken verlaufen Narkosen heute so sicher und sanft wie nie.

Die Narkose ist für viele Menschen ein Schreckgespenst – häufig noch mehr als die Operation. Sie fragen sich: Wache ich überhaupt wieder auf? Oder wache ich vielleicht zu früh auf? Doch diese Gedanken sind eigentlich gar nicht nötig, denn dank moderner Techniken verlaufen Narkosen heute so sicher und sanft wie nie.

Es ist soweit, der Tag der Operation steht an. In einem Vorgespräch haben der operierende Arzt und der Anästhesist (Narkosearzt) den Patienten bestmöglich vorbereitet – und ihm die ersten Ängste vor dem Eingriff nehmen können. Die Narkose soll verhindern, dass er während der Operation Schmerzen empfindet. Gemeinsam mit dem Patienten entscheiden die Ärzte, welches Narkoseverfahren geeignet ist. Eine Vollnarkose? Eine Teilnarkose? Eine Vollnarkose (Allgemeinanästhesie) schaltet das Bewusstsein des Patienten aus und ist zum Beispiel bei größeren chirurgischen Eingriffen und Notfalloperationen unumgänglich. Teilnarkosen (Regionalanästhesien) dagegen betäuben nur die zu operierenden Körperstellen.

„Wir versorgen jeden Patienten in Abhängigkeit von der geplanten Operation und vom individuellen körperlichen Zustand“, erklärt Dr. Tobias Mock, Oberarzt der Abteilung für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie im Josephs-Hospital. Zu den Aufgaben des erfahrenen Anästhesisten zählt es, die Narkose einzuleiten, sie zu überwachen und dem Patienten nach der Operation ein sanftes Aufwachen zu ermöglichen. Für den Operationstag selbst spielt es übrigens keine Rolle, ob der Patient eine Voll- oder Teilnarkose bekommt – der Ablauf ist nahezu identisch. Ab etwa sechs Stunden vor dem Eingriff sollte auf Speisen verzichtet werden. Genauso wie auf bestimmte Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel, „um Wechselwirkungen mit den Narkosemedikamenten zu verhindern“, wie Dr. Tobias Mock erklärt. Stilles

Wasser ist bis zu zwei Stunden vor einer Narkose erlaubt. Zur weiteren Vorbereitung auf die OP bekommt der Patient noch eine Beruhigungstablette verabreicht, die entspannend auf den Puls und die Atmung wirkt.

Die Anfänge der Narkose

Bis tief ins 19. Jahrhundert hinein verliefen Operationen in der Regel sehr schmerzhaft. Erst das Jahr 1846 markierte eine Zeitenwende: Der amerikanische Zahnarzt William Morton demonstrierte die erste Narkose mit Schwefeläther, als er einem betäubten Patienten einen Zahn zog. In der Folge revolutionierte die Anästhesie die operative Medizin im Eiltempo und läutete den Siegeszug der Chirurgie ein.“

Anästhesist Dr. Tobias Mock kontrolliert alle lebenswichtigen Körperfunktionen auch nach der OP im Aufwachraum.

Alles bereit für die Narkose

Sobald alle Vorbereitungen getroffen sind, wird der Patient im Stationsbett zum Operationssaal geschoben – inklusive eines kurzen Zwischenstopps in der sogenannten OP-Schleuse, wo ihn die Mitarbeiter der Anästhesiepflege um Dirk Schnaars in Empfang nehmen. Der leitende Fachkrankenpfleger für Anästhesie- und Intensivmedizin unterstützt die Anästhesisten während der Operation – und hat in seinen mehr als 30 Berufsjahren schon tausende Patienten bei der Narkose begleitet: „Ich kenne die Ängste der Menschen. Der Zustand der Narkose löst oft Beklemmungen aus, weil die Patienten den Kontrollverlust fürchten. Sie fühlen sich ausgeliefert. Dabei sind die Befürchtungen völlig unbegründet.“ In einem persönlichen Gespräch direkt vor der OP versucht Dirk Schnaars, ihnen mögliche Sorgen zu nehmen. Unser Ziel ist es, die Patienten zu beruhigen. Wichtig ist, sich auf sie einzulassen, ihnen zuzuhören. Mit Feingefühl und Erfahrung gelingt es uns in der Regel, die Stimmung aufzulockern.“ Oft legt Dirk Schnaars dem Patienten bereits während des kurzen Gesprächs einen peripheren Venenzugang. Der ist nötig, um später die Narkose-Medikamente zuführen zu können. Jetzt ist alles bereit für die Narkose – und für den Eingriff.

Höchste Sicherheitsstandards

Bevor der Anästhesist die Behandlung einleitet, werden alle Geräte zur Überwachung angeschlossen. Nachdem die Narkosefähigkeit des Patienten noch einmal überprüft wurde, werden ihm die individuellen und exakt auf ihn abgestimmten Medikamente verabreicht. „Es dauert nur wenige Sekunden bis Minuten, bis der Patient tief schläft“, sagt Dr. Tobias Mock. Ist der Patient eingeschlafen, wird er über einen flexiblen Kunststoffschlauch künstlich beatmet. Der Anästhesist überwacht den Patienten während der gesamten Operation und weicht ihm keinen Schritt von der Seite. „Mithilfe moderner Maschinen kontrollieren wir kontinuierlich die lebenswichtigen Körperfunktionen und können bei Komplikationen sofort reagieren.“

Zum einen wird der Patient an ein Elektrokardiogramm (EKG) angeschlossen. Mit kleinen Klebepads verbundene Elektroden werden am Oberkörper angebracht und übertragen Herzfrequenz und -rhythmus auf einen Bildschirm, der diese Daten sicht- und hörbar macht. Über eine Manschet- te am Oberarm wird der Blutdruck gemessen. Über das sogenannte Neuro-Monitoring lassen sich die Hirnströme prüfen und die Narkosetiefe gezielt steuern – ungewolltes Aufwachen ist dank dieser Methode nahezu unmöglich. „Alle diese Werte zusammen ergeben einen enorm präzisen und umfassenden Überblick über den Zustand des Patienten. In der Anästhesie herrschen die höchsten Sicherheitsstandards“, erklärt Dr. Tobias Mock.

Nach der OP wird die Zufuhr der Narkosemittel gestoppt und der Patient wacht nach wenigen Minuten auf. Im Aufwachraum kann er wieder zu Kräften kommen und sich erholen. Eventuell auftretende Schmerzen können im Aufwachraum gezielt behandelt werden. Übelkeit und Erbrechen treten dank moderner Anästhesiemedikamente nur noch selten auf. „Die meisten Patienten freuen sich, alles problemlos überstanden zu haben“, sagt Dirk Schnaars.

Anästhesiepfleger und OP-Koordinator Dirk Schnaars hat für alle Patienten ein offenes Ohr.

Was geschieht im Körper bei einer Vollnarkose?

Eine Mischung aus drei Wirkstoffgruppen macht den künstlichen Schlaf möglich. Diese verschiedenen Narkosemittel spritzt der Anästhesist nacheinander in die Vene. Zuerst werden die Hypnotika zugeführt. Sie gelangen in wenigen Sekunden in die Blutbahn und sorgen für einen tiefen Schlaf. Anschließend folgen die Analgetika, um das Schmerzempfinden auszuschalten. Um die Muskulatur erschlaffen zu lassen und zum Beispiel Beatmungsschläuche problemlos einführen zu können, spritzt der Anästhesist als drittes und letztes Medikament noch ein sogenanntes Muskelrelaxans.


Ausgabe Nr. 4 | 2018

Themen:
Titelgeschichte

Ihr Kontakt:

Anästhesiologie, 
Intensivmedizin & Schmerztherapie

Tel.: 02581/20-2233
Fax: 02581/20-2234
anae[at]jhwaf.de

Informationen zum Fachbereich finden Sie hier